Milliardenverlust vor hartem Winter

von Redaktion

VON ROLF OBERTREIS

Frankfurt – Nach einem Verlust in Höhe von 5,6 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten, deutlich angestiegenen Infektionszahlen und den Reisebeschränkungen sieht Lufthansa-Chef Carsten Spohr kaum Licht am Ende des Tunnels. Ein Ausblick für die Airline sei schwierig wie nie zuvor. Eine Prognose für die Erholung der Branche wagte er gestern bei der Vorstellung des Zwischenberichts nicht. Einziger Lichtblick ist die Frachtsparte, die in diesem Jahr sogar auf einen Rekordgewinn zufliegt.

Im Passagierverkehr. wird die Lufthansa Spohr zufolge im Winter mit allenfalls 25 Prozent des Angebots des Vorjahres fliegen. Aber auch dann erwartet er bei weitem keine vollen Flugzeuge, allenfalls um Weihnachten herum könne es besser aussehen.

Im Sommer noch hatte Lufthansa auf eine Belebung des Verkehrs gehofft. Tatsächlich sei es im August und September besser gelaufen, seit Oktober sieht es aber wieder mau aus. „Mit strikten Kosteneinsparungen und der Ausweitung unseres Flugprogramms konnten wir die Mittelabflüsse im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal deutlich senken“, so Spohr. Im Sommer hatte die Airline die Liquiditätseinbußen auf 200 Millionen Euro im Monat reduzieren können nach einer halben Milliarde im Vorquartal. Im vierten Quartal werden es Spohr zufolge wieder 350 Millionen Euro sein.

Allein im Passagierverkehr verbuchte die Lufthansa zusammen mit Swiss, Austrian und Brussels von Januar bis September einen Betriebsverlust von 3,7 Milliarden Euro. Das Minus bei Eurowings summierte sich auf 466 Millionen Euro. 32,2 Millionen Passagiere wurden befördert, gut 71 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Mittlerweile habe man nicht abgeflogene Tickets im Wert von zwei Milliarden Euro erstattet. 230 Millionen Euro sind Spohr zufolge noch offen. Deutliche Verluste gab es auch bei Lufthansa Technik und im Catering. Dagegen flogen die Frachtmaschinen einen Gewinn von 446 Millionen Euro ein, so viel wie noch nie. Mittlerweile baue man bei Passagiermaschinen die Sitze aus und setze sie für Frachttransport ein, so Spohr. Auch bei der Verteilung eines Corona-Impfstoffs werde die Cargo-Sparte der Lufthansa gefragt sein.

Mittlerweile ist die Zahl der Beschäftigten um fast 14 000 auf 124 500 gesunken. Das spart dem Konzern 900 Millionen Euro im Jahr. Spohr betonte erneut, das Unternehmen wolle mindestens 100 000 Stellen langfristig sichern. Das hänge aber von den Verhandlungen mit den Gewerkschaften ab. Je stärker man die Kosten reduzieren könne, desto mehr Beschäftigte könnten im Unternehmen bleiben. Spohr räumt ein, dass die Lage für die Gewerkschaften schwierig sei, nachdem es jahrelang nur um eine Beteiligung am Erfolg gegangen sei. Aktuell geht es um den Abbau von 2800 Beschäftigten am Boden. Zudem hat Lufthansa 1000 Piloten (von 5000) zu viel an Bord. Aktuell sitzen laut Spohr Flugkapitäne abgestellter Airbus A380 oder von Boeing 747 mit Gehältern von 15 000 bis 16 000 Euro im Monat in Kurzarbeit zu Hause. Davon zahle Lufthansa 8500 Euro.

Unterdessen warnt auch der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) vor dem heutigen Luftfahrt-Gipfel in Berlin vor dramatischen Einschnitten. Die Reisebeschränkungen brächten den Luftverkehr erneut weitgehend zum Erliegen. Bei Fluggesellschaften und Flughäfen stünden rund 60 000 von 255 000 Arbeitsplätzen vor dem Abbau.

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