Sportartikelhersteller bangen um Skisaison

von Redaktion

VON THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

Straubing – Gewissheiten gibt es für Skihersteller wie Völkl im Corona-Winter kaum. „Der Mensch will raus in Natur und Berge“, nennt Christoph Bronder eine davon. Davon abgesehen ist der Chef des einzig verbliebenen deutschen Skiherstellers im bayerischen Straubing aber am Grübeln. Was der Corona-Winter seiner Branche bringt, weiß auch er nicht. In alpinen Skigebieten sieht es derzeit schlecht aus.

„In Deutschland, Italien, Österreich und Frankreich stehen alle Lifte still“, weiß Bronder. Auch Hotels sind dort derzeit geschlossen – vorerst bis Ende des Monats. Was dann kommt, hängt vom Pandemieverlauf ab. Darauf vertrauen, dass im Dezember die Skisaison mit ein paar Wochen Verspätung beginnt, kann derzeit niemand.

Dabei war schon die Vorsaison in den Alpen ein Tiefschlag. Erst gab es wenig Schnee. Als der dann gefallen war, fegte die Corona-Pandemie die Hänge zur Halbzeit der Saison leer, der österreichische Skiort Ischgl wurde als europäische Virenschleuder zur traurigen Berühmtheit. 25 bis 30 Prozent Absatzrückgang habe die Vorsaison in den Alpenländern gebracht, schätzt Bronder.

Konkurrent Fischer und andere Hersteller aus Österreich bestätigen das. Rund 700 000 Paar Skier würden dem Markt dieses Jahr wohl fehlen. Etwa 3,5 Millionen Paar werden normal pro Jahr weltweit verkauft. Für die anstehende Saison haben mehrere Hersteller vorsorglich bis zu ein Fünftel weniger Skier als sonst ausgeliefert.

„Im Handel ist große Unsicherheit da“, sagt auch Stefan Herzog. Normalerweise gehörten Skier um diese Jahreszeit in die Schaufenster der Branche, sagt der Chef des Verbands Deutscher Sportfachhandel. Aber nun sei es nach dem drohendem Ausfall der Alpinsaison schwierig, die richtige Warengruppe zu bewerben. Sind es Fahrräder oder Laufschuhe, die im Sommer gut verkauft wurden, oder doch Skier? „Hotels sind die offene Flanke“, stellt Bronder klar. Bleiben die geschlossen, nutzen auch Corona-Konzepte für Skilifte nichts. Es könnte andererseits kommen wie in der Schweiz. „Dort läuft das Geschäft normal“, sagt Bronder. Die Schweiz hat ihre Hotels geöffnet und Skilifte anlaufen lassen.

Dabei hatte der Sommer große Hoffnungen gemacht. Nach dem kurzen Corona-Schock hatten die Deutschen Sport als Frustkiller entdeckt und Sportarten wie Stehpaddeln zu einem unverhofften Boom verholfen. Auch die Wintersportindustrie spekuliert mit ähnlichen Effekten. „In Europa, den USA und in Kanada sind Schneeschuhe ausverkauft“, sagt Bronder zu diesem Nischengeschäft, das sich gerade zu mehr entwickelt. Der Völkl-Chef spekuliert zudem auf verstärkte Nachfrage nach Langlauf- und Tourenskiern. An einen Boom bei alternativem Wintersport wie Schneeschuhwandern glaubt auch Herzog und hofft auf Schnee in tiefen Lagen. „Vielleicht wird Langlauf dann das neue Jogging.“

Bis zur zweiten Corona-Welle hatten Händler nach dem guten Sommergeschäft auf den Winter gehofft. „Aktuell ist deren Euphorie aber verflogen“, weiß Bronder. Selbst wenn Hotels wieder öffnen und Lifte laufen, würden Corona-Konzepte das Aufkommen auf den Pisten limitieren. Gondeln, die Skifahrer auf die Berge bringen, sind ein potenzieller Ansteckungsort. Einige Liftbetreiber erlauben deshalb nur noch halb so vielen Menschen einzusteigen. „Manche lassen ihre Lifte schneller fahren, um das teilweise zu kompensieren und die Fahrzeit auf unter 15 Minuten zu halten“, weiß Bronder. Letzteres ist die Zeitgrenze für Corona-kritische Kontakte.

„Es kann noch ein guter Winter werden“, sagt Bronder abhängig von Schneefall und dem, was erlaubt ist. Sollte es besser als gedacht laufen, sieht sich Völkl als letzter deutscher Skihersteller im Vorteil. Denn aus dem Werk in Straubing, sagt Bronder, könne man im Gegensatz zur in Asien fertigenden Konkurrenz kurzfristig nachliefern.

Artikel 2 von 7