Bayerns Wirtschaft verharrt im Corona-Tief

von Redaktion

München – Kommt die Wirtschaft mit kleineren Blessuren durch den zweiten Lockdown? Ein erster Blick auf den halbjährlich ermittelten vbw-Index der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft könnte diesen Schluss nahelegen. Immerhin ist das viel beachtete Barometer im Herbst gegenüber dem Frühjahr um 13 Punkte gestiegen – von 51 auf 64 Punkte. Doch gegenüber den Vorjahreswerten (99 und 120) bleibt der Rückgang dramatisch. Und die Verbesserung beruht auf Hoffnungswerten. Denn der Index bildet zum einen die Lage ab, zum anderen eine Prognose, was die Unternehmen mittelfristig erwarten – jeweils im Hinblick auf Lage und Beschäftigung. Und es sind nur die Prognose-Werte in die Höhe geschnellt. Um 57 auf 92 Punkte (Wachstum) und 33 auf 67 Punkte. Bei der Lage gab es bei beiden Werten eine weitere Eintrübung: Der Wachstumsindex sank um drei Punkte auf 55. Der für Beschäftigung stürzte von 74 auf 43 Punkte. „Je schlechter die Lage ist, desto eher rechnet man mit einer Erholung“, erklärt sich vbw-Präsident Wolfram Hatz die Entwicklung.

Dass die Wirtschaft den Teil-Lockdown mitträgt, gründet sich auch auf eine Hoffnung: Dass man so am ehesten aus dem Tal wieder herauskommt: „Wenn wir die Infektionszahlen nicht in den Griff bekommen, wird es die Menschen und die Wirtschaft noch viel härter treffen“, sagt Hatz. Allerdings ist die Geduld begrenzt. Für den Fall, dass der Lockdown auf den November beschränkt bleibt und das Weihnachtsgeschäft nicht zu stark eingeschränkt wird. rechnet die vbw mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung in Bayern um nur 6,5 Prozent. Zum Weihnachtsgeschäft zählt Hatz auch Gastronomie, Tourismus, Sport und Freizeit. Sonst, so die Erwartung, breche die Wirtschaft um mehr als sieben Prozent ein.

Ohnehin erwartet die Wirtschaft einen nur langsamen Aufholprozess. Das Vorkrisenniveau, so Hatz, „werden wir nicht vor 2022 wieder erreichen“. Und das auch nur, wenn die Belastungen für die Wirtschaft nicht weiter steigen. Hier zählt Hatz einige Tabus auf: Keine zusätzlichen Regularien, kein Recht auf Homeoffice, keine Steuererhöhungen, keine Steigerung der Arbeitskosten. Umgekehrt erwartet die Wirtschaft Erleichterungen bei Befristungen und Zeitarbeit.

Erstaunlich geduldig zeigt sich die Wirtschaft mit Plänen der Bundesregierung, dass Menschen sich schon bei einem leichten Schnupfen in Quarantäne begeben sollen. Das sei zwar „schwierig“, sagt vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Aber es liege auch „im Interesse der Unternehmen, Infektionen zu vermeiden. Allerdings wünscht auch er sich bei einer endgültigen Regelung „andere Formulierungen“.

MARTIN PREM

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