Strom wird billiger, Heizen mit Öl und Gas wird teurer: Im kommenden Jahr tritt das Klimapaket der Bundesregierung in Kraft, das Klimagas Kohlendioxid (CO2) erhält damit erstmals ein Preisschild. Gleichzeitig gibt es gegenläufige Effekte: Die EEG-Umlage, die einen Teil des Strompreises ausmacht, sinkt. Wir erklären, was auf Verbraucher zukommt.
Heizöl und Gas
Wichtigster Teil des Klimapakets ist die CO2-Bepreisung. 2021 ist die Tonne Kohlendioxid mit 25 Euro noch vergleichsweise günstig bepreist, in den Folgejahren wird es immer teurer. 2025 kostet die Tonne 55 Euro (siehe Grafik). „Diese Kosten muss zuerst der In-Verkehr-Bringer der Energie bezahlen“, sagt Reinhard Loch von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Das sind Gasversorger, Heizöl- oder Kraftstoffhändler. „Sie entscheiden, wie viel sie von ihren Kosten an ihre Kunden weitergeben.“ Wie hoch die Mehrkosten für Kunden am Ende ausfallen, hängt dem Experten zufolge auch davon ab, wie viel Treibhausgas durch den jeweiligen Energieträger ausgestoßen wird.
Eine von ihm aufgestellte Beispielrechnung macht das deutlich: Da eine Gasheizung pro Kilowattstunde rund 202 Gramm Kohlendioxid ausstößt, liegen die Emissionen bei einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden im Jahr – typisch für ein älteres Einfamilienhaus – bei rund vier Tonnen CO2 im Jahr. Das ergibt Mehrkosten für das Jahr 2021 in Höhe von rund 120 Euro (jede Tonne kostet 25 Euro zuzüglich 19 Prozent Mehrwertsteuer, bei 4,04 Tonnen macht das 120 Euro). In den Folgejahren wird das Heizen mit Gas dann noch teurer, 2025 sind es rund 264 Euro (55 Euro zuzüglich 19 Prozent Mehrwertsteuer pro Tonne für 4,04 Tonnen). Energieexperte Reinhard Loch geht aber davon aus, dass der Endkundenpreis wegen des hohen Wettbewerbsdrucks am Gasmarkt nicht eins zu eins an die Kunden weitergegeben wird.
Anders sieht es beim Heizöl aus, hier dürften Händler die CO2-Kosten umlegen. Zudem schneide Heizöl schlechter ab als Erdgas: „Wer mit Öl heizt, muss deutlich mehr bezahlen – denn Öl stößt pro Kilowattstunde rund 266 Gramm CO2 aus. Die Beispielrechnung zeigt: Bei einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden (2000 Liter) sind das 5,3 Tonnen CO2. Ein Haushalt müsste damit 2021 rund 158 Euro mehr bezahlen, 2025 wären es knapp 348 Euro.
Benzin und Diesel
Auch Autofahrern drohen Mehrausgaben durch den CO2-Preis. „Bei Diesel kostet der Liter im kommenden Jahr 8 Cent mehr, bei Benzin sind es 7 Cent“, sagt Reinhard Loch. Im Jahr 2025 seien es etwa doppelt so viel. Der Experte rechnet damit, dass die Tankstellenbetreiber den CO2-Aufschlag eins zu eins an die Kunden weitergeben.
Wer das Auto für den täglichen Weg zur Arbeit nutzt, wird aber entlastet: Die Pendlerpauschale, die Teil des Klimapakets ist, steigt im kommenden Jahr ab dem 21. Kilometer von derzeit 30 auf 35 Cent. Ab 2024 wird sie für eine Dauer von drei Jahren um weitere drei Cent auf dann insgesamt 38 Cent pro Kilometer ab dem 21. Entfernungskilometer angehoben.
Corona-Effekt
Im ersten Jahr der CO2-Bepreisung kommen Autofahrer und Heizölkunden vergleichsweise glimpflich davon. „Wegen der Corona-Krise ist der Ölpreis stark gesunken“, sagt Reinhard Loch. „Bleibt der Ölpreis auf diesem Niveau, wird Heizöl und Sprit im kommenden Jahr zwar etwas teurer werden, verglichen mit dem Vorjahr ist das aber immer noch günstig.“ Mittel- und langfristig sei aber wieder mit steigenden Preisen am Ölmarkt zu rechnen.
Strompreis
Beim Strom können Kunden 2021 mit einer Entlastung rechnen: Wegen der höheren Kosten beim Heizen beinhaltet das Klimapaket eine gleichzeitige Senkung der EEG-Umlage. Das ist der rund 20-prozentige Aufschlag auf den Strompreis zur Förderung erneuerbarer Energien. Wie stark die Senkung ausfallen wird, ist aber noch unklar. „Das hängt davon ab, wie hoch die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung zukünftig ausfallen und wie diese dann rückverteilt werden.“ Immerhin ist klar, dass die EEG-Umlage in den Jahren 2021 und 2022 gedeckelt wird – dank des Corona-Konjunkturpakets der Bundesregierung. „2021 wird die EEG-Umlage 6,5 Cent pro Kilowattstunde betragen, in 2022 sechs Cent pro Kilowattstunde.“ Geben die Stromanbieter die Senkung eins zu eins weiter, liegt die Entlastung im kommenden Jahr für einen Haushalt mit 3000 Kilowattstunden Jahresverbrauch bei etwa neun Euro im Jahr, hat Loch ausgerechnet. „Das klingt nach wenig Geld, wenn man aber bedenkt, dass die EEG-Umlage regulär eigentlich gestiegen wäre, ist die Ersparnis deutlich höher und liegt bei etwa 90 Euro.“
Energetische Sanierung
Dass Besitzer einer Öl- oder Gasheizung in den kommenden Jahren zur Kasse gebeten werden, ist politisch gewollt. Die Idee ist, dass die Eigentümer wegen der höheren Kosten ins Grübeln kommen und sich fragen, ob sich das Heizen mit fossilen Brennstoffen finanziell überhaupt noch lohnt.
Mit zusätzlichen Förderanreizen, beispielsweise bei der Wärmedämmung, versucht der Staat, das Umdenken zu beschleunigen – denn durch die Wärmedämmung müsste der Energieverbrauch theoretisch sinken.
Teil des Klimapakets sind daher steuerliche Abschreibungen für die energetische Sanierung. „Das soll die Dämmung der Gebäudehülle, den Austausch von Fenstern und die Erneuerung von Heizkesseln attraktiver machen“, sagt Reinhard Loch. „Bis zu einer Gesamtsumme von 200 000 Euro kann man diese Investitionen geltend machen.“ Voraussetzung sei, dass es sich um ein selbst genutztes Einfamilienhaus handele. Verteilt über drei Jahre lassen sich 20 Prozent der Kosten von der Steuerschuld abziehen – maximal sind es 40 000 Euro.
Der Experte der Verbraucherzentrale bezweifelt aber, dass sich die steuerlichen Abschreibungen für jeden Haushalt lohnen. Spezielle Programme etwa der Förderbank KfW und des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) seien oft die bessere Option. So werde eine neue Heizung mit einer Bafa-Förderung mit bis zu 45 Prozent der Anschaffungskosten bezuschusst, was sich in vielen Fällen eher rechne.