Würzburg/Frankfurt – Die globale Logistikbranche bereitet sich auf die Verteilung von Covid-19-Impfstoffen vor, die in den nächsten Monaten auf den Markt kommen könnten. Den Großteil des Geschäfts werden die Logistikriesen Deutsche Post DHL, Fedex, UPS sowie Kühne + Nagel machen, die Pharma-Geschäftszweige haben und einen gekühlten Transport sicherstellen können. Kühne + Nagel und DHL teilten mit, man habe bereits erste Logistikverträge abgeschlossen.
Knackpunkt bei dem Transport ist die Kühlung. Der Impfstoff der Unternehmen Biontech aus Mainz und Pfizer aus den USA, dessen Entwicklung besonders weit ist, benötigt hierbei eine Kühlung von minus 70 Grad beim Transport. Bei anderen Präparaten sind minus 20 Grad nötig oder Temperaturen bis plus acht Grad – für das Vakzin der US-Firma Moderna, das ebenfalls sehr weit gediehen ist, reichen nach Firmenangaben Temperaturen über null Grad.
Die Deutsche Post DHL erwägt, für ihr Lager-Netzwerk mehrere hundert besonders kalte Tiefkühlschränke („Ultralow-Freezer“) zu kaufen, sie kosten jeweils einen niedrigen fünfstelligen Eurobetrag und haben Platz für mehr als 25 000 Fläschchen, die gut 100 000 Impfdosen enthalten könnten.
Bisher ist der Transport von Impfstoffen und Medikamenten bei extremen Minusgraden eher ein Randgeschäft für die Logistiker – oder ein Fall für Spezialisten, wie die an der Börse gelistete Würzburger Firma Va-Q-Tec. Das Unternehmen produziert Transportbehälter, die selbst bei hohen Außentemperaturen und ohne zusätzliche Energie die notwendigen Minus-Grade für den Transport von Impfstoffen für bis zu 120 Stunden garantieren können, wie Vorstandschef Joachim Kuhn betont. Schon jetzt würden bereits vorproduzierte Corona-Vakzine mit Behältern des Unternehmens transportiert. Am Mittwoch hat Va-q-Tec eine Eckpunkte-Vereinbarung mit einem der weltweit größten Pharmahersteller über die Lieferung von mehreren 1000 Hochleistungscontainern im ersten Quartal nächsten Jahres geschlossen. Seit Monaten bereite sich Va-Q-Tec auf die Flut von Impfstoff-Transporten vor und produziere zusätzliche Transportboxen, sagt Kuhn. Mittlerweile betreibt das Würzburger Unternehmen weltweit 40 Stationen mit mehreren 1000 Miet-Containern. Va-Q-Tec ist Kuhn zufolge mit weiteren internationalen Impfstoff-Herstellern in „fortgeschrittenen“ Gesprächen über die Lieferung von Containern.
Auch am größten deutschen Flughafen ist man vorbereitet, sagt Fraport-Sprecher Dieter Hulick. Dort stehen 13 500 Quadratmeter Hallenfläche zur Verfügung, in denen die Temperatur von plus 25 bis minus 20 Grad, zum Teil auch bis minus 80 Grad geregelt werden kann.
Eine Studie von DHL hat bereits im September die gewaltigen Anforderungen für die weltweite Verteilung der Corona-Vakzine umrissen. Danach werden dazu 2021 und 2022 rund 15 000 Flüge notwendig sein, um 200 000 Paletten mit etwa zehn Milliarden Impfdosen in 15 Millionen Kühlboxen zu transportieren. Der Studie zufolge besitzen nur etwa 25 Ländern schon heute die für die Verteilung notwendigen logistischen Strukturen. Aktuell fehlten sie in großen Teilen Afrikas, Südasiens und Lateinamerikas. ROLF OBERTREIS
mit Material von dpa