Dresden – Nach der gescheiterten Tarifschlichtung bei der Deutschen Bahn will die Lokführergewerkschaft ihren Einflussbereich im Konzern ausweiten. „Wir öffnen uns: Wir werden die vereinte Kraft der Eisenbahner in diesem Lande am Ende aller Tage in dieser Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer abbilden“, gab der Vorsitzende Claus Weselsky am Donnerstag als Ziel aus. In den nächsten Monaten wolle man ausreichend Mitglieder – nicht nur Lokführer – gewinnen, um die Tarifverträge der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in allen systemrelevanten Bereichen der Eisenbahn in Deutschland verdrängen zu können. „Wir lassen uns nicht die Butter vom Brot nehmen“, fügteWeselsky hinzu.
Hintergrund dieser Diskussion ist das Tarifeinheitsgesetz, demzufolge in einem Betrieb lediglich ein Tarifabschluss mit der mitgliederstärksten Gewerkschaft gilt. Die GDL ist mit der EVG, die zum DGB gehört, traditionell verfeindet. Beide streiten darum, wer die meisten Mitglieder im „System Eisenbahn“ hat. Bisher verfährt die Bahn doppelgleisig: Sie hat im September mit der EVG einen Tarifabschluss erzielt. Nach dem Einnahmeeinbruch in der Corona-Krise sieht er deutlich niedrigere Entgelterhöhungen vor als in den Jahren zuvor. Dafür erhielten die Mitarbeiter eine Beschäftigungsgarantie. In einer Schlichtung unter Leitung des früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) hatte die Bahn versucht, auch mit der GDL einen ähnlichen Tarifabschluss zu erzielen. Dies scheiterte. Die Lokführer seien nicht bereit, einen „Sanierungsbeitrag für einen maroden Konzern zu leisten“, sagte der betont kämpferisch auftretende Weselsky, der seit 2008 die GDL führt. Ein „trilaterales“ Abkommen – also die einfache Übernahme des EVG-Tarifwerks – sei ausgeschlossen. Der DB-Vorstand agiere „dünnhäutig“ gegenüber berechtigten Forderungen, während man „in aller Welt auf Hochzeiten tanzt“, sagte er in Anspielung auf die Auslandsbeteiligungen der DB.
Bis Ende Februar gilt der aktuelle Tarifvertrag. Die GDL werde sich bis dahin an die Friedenspflicht halten, sagte der Dresdner. Dann werde man in Verhandlungen treten. Und: „Wir werden, wenn es aufseiten des Managements kein Einlenken gibt, nicht anders können, als in Arbeitskämpfe zu gehen.“ dw/dpa