Bahn schafft Platz für Weihnachten

von Redaktion

VON WOLFGANG MUHLKE

Berlin – Die Deutsche Bahn verstärkt zum Weihnachtsfest ihre Anstrengungen gegen die Pandemie. So werden etwa die Hygienemaßnahmen an den Bahnhöfen verstärkt. An großen Stationen kommen beispielsweise UV-Strahlen zum Einsatz, um Rolltreppen von eventuell daran haftenden Viren zu befreien. Mit Speziallack gegen Viren und Bakterien behandelt die Bahn Handläufe oder Bedienungsknöpfe. Zudem sind nach Angaben von Bahnvorstand Ronald Pofalla rund 2000 Reinigungskräfte unterwegs, um die Stationen laufend zu reinigen.

„Wir haben ein neues System entwickelt, um über die Besucherfrequenz an den Bahnhöfen zu informieren“, sagt Pofalla. Online können sich Reisende ein Bild darüber verschaffen, wie viele Menschen derzeit an einer Station unterwegs sind. „Damit wird das Reisen kalkulierbar“, verspricht der Vorstand. Zu den Feiertagen erhöht die Bahn trotz oft leerer Züge ihr Platzangebot im Fernverkehr. Zum Fahrplanwechsel am 16. Dezember werden 15 neueICE 4 auf das Gleis gebracht. Das bedeutet 13 000 zusätzliche Sitzplätze. Vom 18. bis zum 27. Dezember setzt das Unternehmen auf den Hauptachsen zwischen den Metropolen 100 Sonderzüge ein, doppelt so viele wie in normalen Jahren. „Wir fahren so viel Kapazität wie noch nie“, sagt Berthold Huber, der für den Personenverkehr verantwortliche Vorstand.

Dabei ist die Auslastung der Züge zumindest im Durchschnitt momentan ohnehin miserabel. Laut Huber liegt sie bei 20 bis 25 Prozent. Am eigentlich verkehrsreichen vergangenen Sonntag waren von den 800 Zügen 795 nicht einmal zur Hälfte besetzt. Auch für die Feiertage erwartet Huber ein deutlich geringeres Passagieraufkommen als gewohnt. Eine Verbraucherumfrage habe ergeben, dass das Fahrgastaufkommen in diesem Jahr um bis zu 60 Prozent unter dem Niveau der Vorjahre liegen könnte, sagte Huber. Das entspräche einer durchschnittlichen Auslastung von 35 bis 40 Prozent. „Genau lässt sich das zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht absehen.“

Der Einsatz der Sonderzüge soll auch dazu beitragen, dass die Fahrgäste untereinander mehr Abstand halten können. Seit einigen Tagen gibt das Unternehmen nur noch einen von zwei Sitzen für die Reservierung frei (siehe Grafik).

Seither lassen sich nur noch Fensterplätze reservieren. Wer ohne Reservierung in den Zug steigt, soll ebenfalls einen eigenen Fensterplatz zugewiesen bekommen.

Prinzipiell ist es aber weiterhin möglich, dass zwei fremde Menschen in einer Sitzgruppe nebeneinander sitzen. Mit dem zusätzlichen Zugangebot soll das aber so selten passieren wie möglich. Die Bahn glaubt ohnehin nicht, dass das Infektionsrisiko in Zügen erhöht ist. Eine entsprechende Studie ist jedoch noch nicht abgeschlossen; dafür werden allerdings Zugbegleiter getestet, nicht Fahrgäste.

Eine Reservierungspflicht lehnt die Bahn weiter ab. Huber begründet dies mit Ausweichreaktionen von Kunden in den Nahverkehr, wenn sie mitgenommen werden würden. Das würde das Problem zu vieler Personen im Zug seiner Ansicht nach nur verlagern. Dafür wird die Maskenpflicht verstärkt kontrolliert. In jedem zweiten Zug soll demnächst Sicherheitspersonal Maskenmuffel aufspüren und zum Anlegen des schützenden Textils anhalten.

Über die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise mag sich Huber noch nicht äußern. Klar ist nur, dass der Fernverkehr in diesem Jahr tief in die roten Zahlen gefahren ist. Dennoch ist das Unternehmen über jeden Passagier froh. Angesichts der hohen laufenden Kosten der Züge trägt auch ein schwach ausgelasteter Zug noch etwas zur Deckung der Kosten bei.

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