BMW will jedes vierte Auto online verkaufen

von Redaktion

VON THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

München – Pieter Nota spricht von einem Meilenstein für seinen Konzern. „Wir wollen die Digitalisierung auch im Vertrieb und Marketing nutzen“, sagt der BMW-Vertriebschef. Konkret bedeutet das, dass der Konzern bis 2025 ein Viertel aller Modelle der Marken BMW und Mini rein online per Internet verkaufen will. Zudem sollen viele bestehende und neue Extras künftig in großem Stil ebenfalls online bestellt und freigeschaltet werden. Das gilt als hochprofitables Geschäft, das der US-Elektroautopionier Tesla seit Jahren vorexerziert.

Auf Kosten des bestehenden Netzes von gut 3500 BMW- und 1650 Mini-Händlern weltweit soll das nicht gehen, verspricht Nota. Unabhängige Experten bezweifeln das. „Die Digitalisierung des Vertriebs sollten die Autohäuser mittelfristig zu spüren bekommen“, schätzt NordLB-Autoanalyst Frank Schwope mit Blick auf BMW. „Unsere Handelspartner werden mit Sicherheit mitprofitieren“, sagt dagegen Nota. Denn sie sollen es schließlich sein, die Online-Kunden durch die Konfiguration ihres Wunschautos führen, Bestandsfahrzeuge live per Internet vorführen und das dann ausgewählte Auto vor die Tür eines Kunden fahren.

Vor dem Kauf über Rabatte verhandelt wird dann online. „Es wird eine Chatfunktion geben“, erklärt Nota. Lukratives Zusatzgeschäft verspricht sich BMW von Online-Buchungen für digital per Mobilfunknetz zuschaltbare Extras auch auf Zeit. Das könne eine Lenkradheizung für den Winter sein, die man kurzfristig dann erst einmal umsonst ausprobieren kann, sagt Nota. Auch Licht- oder Soundpakete speziell für Elektroautos oder Fahrerassistenzsysteme seien beginnend mit dem Verkaufsstart des neuen BMW iX Ende 2021 online nachträglich buchbar, weil solche Funktionen ab dann grundsätzlich ab Werk verbaut würden.

Was sich BMW davon konkret in welchen Zeiträumen finanziell erwartet, wollte Nota nicht sagen. Es gehe um betont margenstarkes Zusatzgeschäft mit Extras, meinte er lediglich.

Auch Fernwartung und Ferndiagnose will BMW künftig bieten. Dazu muss ein BMW-Fahrer bei seinem Händler anrufen und ihm den Online-Zugriff auf sein Fahrzeug erlauben. Lässt sich das Problem per Softwareupdate beheben, erspart das einen Werkstattbesuch.

Mit dieser Digitalisierung von Vertrieb, Service und Marketing folge BMW auch in der Pandemie entstandenen Kundenwünschen nach kontaktlosen Geschäften, sagt Nota. Um das Vorhaben in die Tat umzusetzen, investiert BMW bis 2025 jährlich jeweils eine dreistellige Millionensumme. Schon für das laufende Jahr erwarten die Münchner indes wieder zunehmenden Absatz, nachdem im Pandemiejahr 2020 die Verkäufe weltweit moderat um gut acht Prozent auf noch gut 2,3 Millionen Fahrzeuge aller Konzernmarken gesunken sind. Ob BMW 2021 wieder das Absatzniveau von 2019 erreichen kann, ließ Nota offen.

Den Absatz elektrifizierter Fahrzeuge wolle man aber um gut die Hälfte und damit auf 300 000 Einheiten oder mehr steigern. 2020 hat BMW ein Drittel mehr Elektromodelle verkauft. Auf 90 000 Stromer verdoppelt werden soll 2021 der Absatz vollelektrischer Autos. „Die Elektromobilität ist ein signifikanter Wachstumstreiber“, sagt Nota für BMW. Das kann derzeit nicht jeder deutsche Hersteller für sich behaupten. Aktuell 13 Elektrofahrzeuge inklusive Hybrid-Modellen haben schon 2020 dafür gesorgt, dass BMW das Kohlendioxid-Flottenziel der EU mit unter 100 Gramm je Kilometer übererfüllt hat und keine Strafen zahlen muss.

Im Abschlussquartal 2020 hat BMW über die gesamte Fahrzeugpalette bereits wieder einen Rekordabsatz von über 600 000 Autos erzielt, der gut vier Prozent über dem noch nicht von der Pandemie beeinflussten vierten Quartal 2019 lag.

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