München/Berlin – Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat den Staatskredit für Galeria Karstadt Kaufhof begrüßt. „Wir halten es für richtig, dass ein Unternehmen, das so viel Bedeutung für unsere Innenstädte hat, jetzt unterstützt wird“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Galeria Karstadt Kaufhof sei ein Frequenzbringer und wichtig auch für das Überleben anderer Händler an den Standorten.
Der Warenhauskonzern hatte vom staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) grünes Licht für ein Darlehen von bis zu 460 Millionen Euro bekommen, das dem Konzern in den nächsten Wochen und Monaten die nötige Liquidität in der Pandemie sichern soll.
Genth betonte allerdings auch, dass es in der gegenwärtigen Krise wichtig sei, dass der Staat seiner Verantwortung gerecht werde und alle Unternehmen durch die Krise begleite. Die Entwicklung sei dramatisch, denn vielen Händlern gehe im zweiten Lockdown das Eigenkapital aus. Die versprochenen Wirtschaftshilfen seien bisher im Handel nicht angekommen.
Genth zeigte sich überzeugt, dass sich die Innenstädte in Zukunft verändern werden. Zwar werde der Einzelhandel dort weiter eine große Rolle spielen. Doch sei angesichts des wachsenden Onlinehandels künftig ein Mix nötig aus Einkaufen, Wohnen, Dienstleistungen, Gewerbe, Kultur, Freizeit und Bildung. Auch Senioren-Pflegeheime und Kindertagesstätten könnten künftig dort einen Platz finden. „Das Modell der Innenstadt hat noch lange nicht ausgedient – und der Handel wird definitiv ein wesentlicher Bestandteil davon sein, aber es wird anders aussehen“, sagte Genth.
Derweil wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Essen seit Dezember 2020 wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung gegen Galeria Kaufhof Karstadt (GKK) ermittelt. Die Ermittlungen stünden jedoch „ganz am Anfang“, sagte eine Sprecherin der Behörde. Der Anfangsverdacht habe sich noch keineswegs erhärtet. GKK hatte Anfang April 2020 einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt.
Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte zuerst über die Ermittlungen berichtet. Demnach gehen die Ermittler dem Vorwurf nach, GKK solle bereits im Januar 2020 und nicht erst im März 2020 zahlungsunfähig gewesen sein.
Dazu wollte sich die Sprecherin nicht äußern. Sie fügte hinzu, dass das Ermittlungsverfahren auf der Strafanzeige einer Privatperson beruhe. afp, dpa