Frankfurt – Gold, aber auch Silber bieten Anlegern auch im laufenden Jahr gute Anlagemöglichkeiten, glauben die Experten des Hanauer Edelmetall-Unternehmens Heraeus. „Neue Höchststände sind möglich, es ist sehr wahrscheinlich, dass der Goldpreis sein Rekordhoch von 2072,50 Dollar überschreitet“, sagt Hans-Günter Ritter, Leiter Handel beim weltweit größten Edelmetall-Verarbeiter.
Dabei dürfte sich der Silberpreis noch besser entwickeln als der Preis von Gold. Dort erwartet Ritter in diesem Jahr eine Spannbreite des Preises für eine Feinunze (31,1 Gramm) zwischen 1760 und 2210 Dollar. Aktuell sind es knapp 1850 Dollar. Vor allem die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung, eine steigende Inflation, aber auch die wieder anziehende Schmucknachfrage in China und Indien dürften den Preis treiben.
Anfang August war der Preis auf den neuen Rekord von 272,50 Dollar geklettert. „In Deutschland wurden allein bis Ende September vergangenen Jahres 120 Tonnen Gold in Form von Barren und Münzen gekauft“, sagt Ritter. „Normalerweise sind es in einem ganzen Jahr 90 bis 100 Tonnen.“ Der Trend habe sich im Januar fortgesetzt. Ein Unsicherheitsfaktor für die Gold-Nachfrage bleibe allerdings die Industrie.
Das wiederum sieht mit Blick auf Silber anders aus. Dort wird Ritter zufolge vor allem die Industrie den Preis treiben. Er erwartet eine Bandbreite von 21 bis 26 Dollar pro Feinunze Silber. Derzeit sind es rund 25 Dollar. Vor allem aus der Solarindustrie werde die Nachfrage für Silber für Solarmodule im Zuge der Energiewende und der Klimafrage etwa um 20 Prozent steigen. Allein in China erwarten Experten in diesem Jahr ein Plus von einem Viertel bei den Neuinstallationen von Solaranlagen. Daneben verweist Ritter auf den neuen US-Präsident Joe Biden, der im Kampf gegen den Klimawandel auch auf die Solar-Energie setzt. Einen weiteren starken Impuls sieht er durch die 5G-Technologie im Mobilfunk. Der Absatz von dafür notwendigen, mit Silber bestückten Smartphones werde stark wachsen. Das Silber-Angebot auf dem Weltmarkt lag 2020 bei rund 30 000 Tonnen, 5000 davon wurden aus Recycling gewonnen. Anleger haben im vergangenen Jahr vor allem über börsengehandelte Index-Fonds in Silber investiert. Dafür wird das Edelmetall physisch hinterlegt. Die Bestände kletterten um 40 Prozent auf erstmals mehr als eine Milliarde Unzen.
Wichtig bleiben die selteneren Edelmetalle Palladium und Platin weiter für die Herstellung von Abgaskatalysatoren. Mittelfristig wird aber auch die Wasserstoff-Technologie nach Angaben von Heraeus-Geschäftsführer André Christl die Edelmetall-Preise treiben, vor allem von Platin und Iridium. „Edelmetalle spielen bei der Umsetzung von Wasserstoff-Projekten eine zentrale Rolle“. Iridium wird für die Elektrolyse zur Produktion von Wasserstoff benötigt, Platin als Material für die Brennstoffzelle etwa in Lkws und Zügen. Ab 2025, spätestens aber ab 2030 erwartet Christl eine verstärkte Nachfrage der Wasserstoffwirtschaft nach Platin und Iridium.
VON ROLF OBERTREIS