München – Adrian Schomburg klingt begeistert. „Es sieht super aus“, sagt der Mitgründer des Medizin-Start-ups Eisbach Bio aus Martinsried. Während sich alles auf Impfstoffe konzentriert, forscht das Jungunternehmen an einem Medikament für Menschen, die am Coronavirus erkrankt sind. „Wir wollen dafür sorgen, dass niemand mehr ins Krankenhaus muss und schwere Verläufe ausbleiben“, sagt der 37-Jährige. Vorigen August hatte er die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Wirkstoffentwicklung noch auf zehn bis 20 Prozent beziffert. „Jetzt liegt sie bei 70 bis 80 Prozent“, schätzt Schomburg nun. Unter anderem mit ersten Tests an Tieren sei eine wichtige Hürde überwunden. Was nun aber vor allem fehle, sei Geld. Das fließt für ein Therapeutikum aber nicht so wie für Impfstoffe. Bayern und der Bund hätten jetzt Förderprogramme von in der Summe 100 Millionen Euro für Tabletten zur Behandlung von Corona-Erkrankungen aufgelegt, was ein wichtiger Anfang sei, sagt Schomburg. „Aber das ist nur ein Bruchteil davon, was in Impfstoffentwicklung gesteckt wird.“ Er hält diese einseitige Förderung für kurzsichtig.
Viren wollen sich ihrer Natur nach verbreiten, auch wenn keine Intelligenz im menschlichen Sinn dahintersteckt. Wird die Ausbreitung einer Variante per Impfstoff verhindert, setzen sich mutierte Viren durch. Das eigene Therapeutikum hält Schomburg aufgrund seiner Wirkweise für sehr resistent gegen Virusmutationen.
Erste Tiertests, die fehlende Nebenwirkungen auch in hoher Dosierung bestätigt haben, mussten die Bayern in Indien machen, weil deutsche Behörden sie zu lange nicht genehmigt hatten, erzählt Schomburg. Ein zweiter Tiertest beginne nun binnen zwei Wochen im Inland. Tests an erkrankten Menschen könnten dann, wenn alles glatt läuft, im Mai oder Juni starten. Eine behördliche Zulassung des Medikaments sei Ende 2021 möglich.
Im Labor habe es sich schon als äußerst wirksam erwiesen und dort auch eine mehr als hundertfache Verstärkung des Medikaments Remdesivir gezeigt, sagt der Jungunternehmer.
„Wir würden starten, wenn wir Geld hätten“, stellt der Molekularbiologe klar. Aber das hat das kleine Start-up wie aus Martinsried nicht. „Ein großer Vorteil unseres Medikaments ist, dass es sich sehr einfach ähnlich wie Aspirin herstellen lässt“, sagt Schomburg. Um alle 25 Millionen Menschen, die global derzeit am Virus erkrankt sind, mit Tabletten dagegen zu versorgen, seien etwa 140 Tonnen Wirkstoff nötig, rechnet der Forscher vor. Eine große Pharmafirma könne diese Menge binnen weniger Wochen herstellen. Unter fünf Euro pro geheilten Patient bedeute das auf Basis der Herstellkosten. Impfstoffe schlagen pro Dosis mit 20 bis 80 Euro zu Buche.
Bis Ende Februar wollen er und seine Mitgründer noch warten, ob der Staat positive Fördersignale sendet. Blieben die aus, trage sich Eisbach Bio mit dem Gedanken, die Patente an einen großen Pharmahersteller zu verkaufen. Eigentlich würden die Bayern die Entwicklung ihres Corona-Medikaments lieber in der eigenen Hand behalten, aber wichtiger sei, dass es schnell auf den Markt kommt, betont Schomburg.
THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN