Essen abholen – mit gutem Öko-Gewissen

von Redaktion

VON CHRISTIAN VORDEMANN

München – Das Mittagessen vom Imbiss nebenan, einen Becher Kaffee zum Mitnehmen. Das wird durch die Schließung von Kantinen und Restaurants gefördert. Doch meist ist das Essen in Plastikbehältern eingepackt, die dann weggeworfen werden. Diese Müllflut ist vermeidbar, wenn Mehrweggeschirr benutzt wird. Zwei junge Unternehmen aus München haben Lösungen gefunden und bieten Mehrwegbecher und -schalen an.

Anfang Februar 2020 gründeten Gregor Kolb, Aaron Sperl und Matthias Potthast in München die Relevo GmbH. Unter dem Motto „Lass Dir keinen Müll andrehen!“ bieten sie eine „smarte“ Mehrweglösung an. Seit dem Start im vergangenen Juni haben sie 240 Partner gefunden: Restaurants, Kantinen, Imbisse, das Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz. 140 davon sind in München, zum Beispiel der Görreshof in Schwabing oder Il Castagno an der Hackerbrücke. Relevo versorgt diese mit Schalen und Bechern. Die Partner zahlen für große Schalen 20 Cent, für kleine und Becher 10 Cent.

Wer Essen im Relevo-Mehrweg-Geschirr abholen möchte, muss sich zuvor bei Relevo (www.gorelevo.de) registrieren und deren App herunterladen. Dort findet sich auch die Liste der Partner-Gaststätten. Auf den Verpackungen ist ein QR-Code, den man bei Abholung einscannt. Zurückgeben kann man Becher und Schale bei jedem der Partner. Für den Nutzer ist das kostenlos. Mit einer Ausnahme: Wer nach 14 Tagen das Mehrweggeschirr nicht zurückgebracht hat, muss 10 Euro zahlen. Für den Gastronomen ist dieses System auch nicht teurer als Einwegverpackungen. „Grob gesagt entstehen ihm keine Mehrkosten“, sagt Potthast.

„Einfach besser bechern“, lautet das Motto der Firma Recup. Florian Pachaly und Fabian Eckert setzten 2016 ihre Idee, Pfandbecher für Kaffee zum Mitnehmen anzubieten, um, weil sie der zunehmende Plastikmüll nervte. Statt eines Wegwerfbechers kann der Kunde in den mittlerweile 6000 Partnerbetrieben (davon 700 im Großraum München, unter anderen Dallmayr Bar & Grill) einen Mehrwegbecher von Recup für einen Euro Pfand mitnehmen. Rückgabe bei allen Partnergastronomen. Die sind an einem Sticker zu erkennen oder auf der Seite www.recup.de zu finden.

Seit Sommer 2020 gibt es neben Recup auch „Rebowl“ für Speisen. Für diese Schale (englisch bowl) muss der Abholer fünf Euro hinterlegen. „Die Gastronomen leihen sich die zum gleichen Pfand aus“, sagte Greta Mager von Recup. Vorteil: Es ist keine Registrierung oder ein Handy notwendig.

Die Mehrweggeschirre sind – wie Einweggeschirr – aus Plastik. Bei Relevo zum Beispiel aus Ornamin. Unterschied: Die Schalen und Becher können 1000 Mal verwendet und danach zu 100 Prozent recycelt werden.

Ein ähnliches System wie Relevo betreibt das im Juni 2019 gegründete Kölner Unternehmen Vytal. Die drei Gründer heißen Tim Breker, Sven Witthöft und Fabian Barthel. Rund 100 der 727 Partner sind in Oberbayern. Auch hier muss sich jeder Nutzer zuvor registrieren und die App herunterladen. Die Mehrwegschale gibt es umsonst (mit 10 Euro Strafgebühr, wenn man sie nicht innerhalb von 14 Tagen zurückgibt). Restaurants, Kantinen und Lebensmittelhändler (Salatbar, Frischetheke) zahlen eine „Befüllungsgebühr“ in Höhe von 15 bis 22 Cent je nach Größe des Behälters, erklärte Klara Stepp, City Manager München von Vytal.

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