Greensill-Pleite erschreckt Sparer

von Redaktion

VON ROLF OBERTREIS

Frankfurt – Die Schließung der bislang allgemein eher unbekannten Greensill Bank in Bremen trifft auch einige tausend Privatanleger. Rund eine Milliarde Euro sollen sie beim Institut geparkt haben, weil dort attraktivere Zinsen geboten wurden. Aktuell kommen die Anleger nicht an ihr Geld, allerdings sind Einlagen bis zu 100 000 Euro abgesichert. Allerdings müssen sie sich gedulden. Bislang hat die Finanzaufsicht Bafin nur ein Moratorium über das Bremer Institut verhängt – es darf kein Geld angenommen und keine Anlagen ausbezahlt werden. Erst wenn die Bafin den Entschädigungsfall feststellt – also faktisch die Pleite von Greensill –, kommen Anleger an ihr Geld.

Der Fall lenkt aber auch den Blick auf Plattformen wie Weltsparen oder Zinspilot, über die Anleger auf kleine Institute wie Greensill und deren vergleichsweise attraktive Angebote aufmerksam werden. Weltsparen etwa vermittelt Tagesgeld und Festgeldanlagen zu mehr als 100 Instituten in über 30 Ländern, zählt nach eigenen Angaben rund 330 000 Kunden und hat Anlagen im Volumen von 31 Milliarden Euro vermittelt. Ausdrücklich betont die Plattform, dass alle Institute lizenziert seien und der Einlagensicherung unterliegen. An Greensill hat die Plattform nach eigenen Angaben 15 000 Kunden vermittelt. Dem „Spiegel“ sagt Weltsparen-Gründer und Chef Tamaz Georgadze, das Geld sei nicht in Gefahr und es sei noch zu früh, aus dem Vorgang Lehren zu ziehen. Der Sicherungsfall sei ja noch gar nicht eingetreten. Die Liste der Banken, die Weltsparen vermittelt, umfasst kleinere Häuser aus Deutschland, aus Skandinavien, West- und Südeuropa, Osteuropa von Bulgarien bis hin nach Litauen und Estland, Zypern und Malta. Ähnlich arbeitet die Vermittlungsplattform Zinspilot, die unter anderem auf mehrere Institute auch aus Rumänien setzt.

Auch die Stiftung Warentest gibt Entwarnung. „Sparer der Greensill Bank müssen sich keine Sorgen um ihr Geld machen.“ Die Sparguthaben jedes einzelnen Anlegers seien in Millionenhöhe abgesichert, durch die deutsche gesetzliche Einlagensicherung und zudem durch den freiwilligen Sicherungsfonds der deutschen Banken.

Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale glaubt, dass die Kunden der Greensill Bank wohl mit dem Schrecken davonkommen. Grundsätzlich hält er es aber für problematisch, dass für Kunden nicht erkennbar sei, wie das Ranking bei Vergleichen zustande komme und welchen Einfluss Provisionen hätten. Weltsparen etwa ist für Sparer kostenfrei. Die Plattform erhält Provisionen von der jeweiligen Bank.

Nauhauser sieht auch den Aspekt Sicherheit kritisch. „Konkret: Die Portale werben mit ‚EU-Einlagensicherung’ und mit ,100 000 Euro-Einlagensicherung’ und suggerieren damit eine Sicherheit, die es tatsächlich so nicht gibt.“ Die Einlagen seien nicht überall gleich sicher, das hänge auch sehr von den Staaten ab.

In die Kritik geraten ist einmal mehr auch die Bundesfinanzaufsicht Bafin, Der Bankenverband BdB, der private Institute vertritt, hatte nach eigenen Angaben bereits Anfang 2020 erste Meldungen an die Bafin gegeben. Im vergangenen Sommer gab es dem Vernehmen nach weitere Hinweise, dass die Bankenaufseher bei der Bremer Bank genauer hinschauen sollten. Erst vor einigen Wochen dann schickte die Bafin einen Sonderbeauftragten zur Bank. Die Bafin habe Greensill gewähren lassen, obwohl es bereits ernsthafte Hinweise auf Ungereimtheiten gegeben habe, kritisiert die Finanzpolitikerin der Grünen, Lisa Paus.

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