Frankfurt/München – Schnelle Bahnverbindungen zu internationalen Flughäfen könnten zahlreiche Zubringerflüge durch Deutschland überflüssig machen. Gemeinsam haben Bahn und Lufthansa mit der Verlagerung vieler Inlandsverbindungen auf die Schiene Ernst gemacht. Angaben zur Zahl der Inlandsflüge, die gestrichen werden könnten, und zur möglichen Einsparung von CO2 machte Lufthansa-Vorstandsmitglied Harry Hohmeister in diesem Zusammenhang noch nicht. Aber das Lob für die erheblich ausgebaute Partnerschaft mit der Deutschen Bahn verbunden mit der deutlichen Aufstockung von schnellen ICE-Zügen zum Frankfurter Flughafen ist überschwänglich. „In den letzten 15 Monaten haben wir mehr bewegt als in den 15 Jahren davor.“ Aus einer guten Kooperation werde jetzt eine umfassende Partnerschaft, sagt Bahn-Vorstandsmitglied Berthold Huber. Bahn und Lufthansa seien keine Wettbewerber. „Es geht nur zusammen“, sagt Hohmeister. Bahn und Lufthansa setzten einen Standard bei der umweltfreundlichen Vernetzung der Verkehrsträger.
Konkret werden ab Juli Hamburg und München und ab Dezember Berlin, Bremen und Münster ins Netz der Lufthansa-Express-Züge eingebunden. Bislang sind es 22 Städte. Vor allem wird die Bahn ab Dezember die Anbindung von ICE-Sprintern an den größten deutschen Flughafen von Köln, München, Nürnberg und Hamburg aus durch den Wegfall von Zwischenhalten zeitlich um eine halbe Stunde verkürzen. „Von München aus ist man dann zwei Mal pro Tag in drei Stunden am Frankfurter Flughafen, von Nürnberg aus in zwei Stunden“, sagt Huber.
Auch einige andere Inlandsflüge werden weniger attraktiv: Eine der Sprinter-Verbindungen von München und Nürnberg über den Frankfurter Flughafen führt zweimal täglich weiter nach Köln und Düsseldorf und zweimal auch in die Gegenrichtung. Die Fahrzeit von München nach Köln wird so von vier Stunden, 37 Minuten auf unter vier Stunden verkürzt.
Schönheitsfehler der Sache: Man kommt per Bahn zwar schneller von München an den Frankfurter Flughafen. Entsprechende Verbindungen aus Frankfurt oder anderen Städten an das zweitwichtigste deutsche Luftfahrt-Drehkreuz, den Münchner Flughafen, gibt es aber nicht. Weder Huber noch Hohmeister konnten für eine entsprechende ICE-Anbindung auch nur einen Zeitplan nennen. Ein solches Projekt müsste erst einmal in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden, sagt Huber. Der Münchner Flughafen müsse sich vorerst weiterhin mit S-Bahnen und einem Regional-Express-Anschluss begnügen.
Damit steht ein Gewinner fest: „Vor allem Frankfurt wird von unserer Kooperation profitieren, weil die Anbindung mit ICEs an den Flughafen optimal ist“, sagt Hohmeister. „München ist auf der Agenda, aber es gibt keine kurzfristige Lösung.“
Reisen zum Frankfurter Flughafen werden nicht nur schneller, sondern auch bequemer. Es wird nur noch ein Ticket geben, bei der Sicherheitskontrolle sollen die Bahn-LH-Kunden Priorität haben, das Gepäck, für das die Züge mit extra großem Gepäckfächern ausgestattet werden, soll bevorzugt behandelt werden. Bei Zugverspätungen werden die Reisenden automatisch auf den nächsten Flug umgebucht. Insgesamt würden in den Zügen pro Jahr 1,3 Millionen zusätzliche Sitzplätze für die Fahrt zum größten deutschen Airport angeboten, sagt Bahnvorstand Huber. Den Lufthansa Express Rail gibt es unter anderem bereits ab Ulm, Stuttgart, Freiburg, Basel, Mannheim und Leipzig. Insgesamt bietet die Bahn derzeit jeden Tag 134 Zubringerzüge zum Frankfurter Flughafen.
Welche Inlandsflüge möglicherweise wegfallen, hänge davon ab, wie das erweiterte und schnellere Zugangebot angenommen werde. Das lässt sich noch nicht abschätzen, heißt es. Allerdings sei der Inlandsflugverkehr nur für 0,3 Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich, betont eine Lufthansa-Sprecherin.