Deutsche Tesla-Konkurrenz ist aufgewacht

von Redaktion

Premiumhersteller bei E-Mobilität in den Startlöchern

Ingolstadt – Mercedes, BMW und Audi marschieren strategisch im Gleichschritt. Elektrisch, digital und nachhaltig wollen nun alle drei deutschen Premiumhersteller mit Hochdruck werden. Unterschiedlicher sind schon die Ausgangspunkte, was auch mit dem Corona-Jahr 2020 zu tun hat. In diesem hat das Trio die Einbrüche zwar gemeinsam durch das relative rasche Anziehen des riesigen Absatzmarkts China in Grenzen halten können. Aber die Pandemie hat differenzierte Spuren hinterlassen, wobei Audi und BMW beim Absatz glimpflicher als Mercedes davongekommen sind.

Die Stuttgarter und Ingolstädter wiederum haben in puncto Profitabilität die Nase aktuell vor BMW. Die Münchner fahren dafür elektromobil den beiden Konkurrenten momentan voraus. Das Bild ist damit so gemischt wie die Zukunft offen. „Audi hat alles getan, um gestärkt aus der Krise zu kommen“, findet der neue Chef des Ingolstädter Premiumherstellers, Markus Duesmann, bei seiner ersten Bilanzvorlage.

Die Autoverkäufe seien 2020 um überschaubare gut acht Prozent auf 1,7 Millionen Fahrzeuge gesunken, die operative Umsatzrendite von 8,1 auf 5,1 Prozent. Damit liegt Mercedes in puncto Profititabilität 2020 minimal besser. Nach dem Horrorjahr 2019 wurden bei dieser in der Branche viel beachteten Kenngröße 5,2 Prozent erreicht. Allerdings ist der Pkw-Absatz von Mercedes prozentual fast doppelt so stark auf noch 2,1 Millionen verkaufte Autos gesunken. Damit hat Mercedes im Absatz global die Nase nur noch knapp vor BMW. Bei den Münchnern standen 2020 wie bei Audi gut acht Prozent Absatzminus auf gut zwei Millionen Verkäufe zu Buche.

Bei der Umsatzrendite stellt BMW sechs bis acht Prozent Marge in Aussicht, Audi sieben bis neun Prozent und Mercedes acht bis zehn Prozent. Dafür kommt das BMW-Personal besser weg. Rund 6000 Jobs kosten die Sparzwänge den Münchner Premiumhersteller am Ende, wobei die Masse davon schon sozialverträglich abgeschmolzen ist. Bei Audi sind es knapp 10 000 Stellen, die bis 2025 wegfallen sollen. Knapp die Hälfte wurde voriges Jahr abgebaut. Auch bei Daimler könnte es am Ende eine fünfstellige Zahl von Stellen sein, die geopfert werden muss.

Sparen und Krisenmanagement sind aber nur ein Teil. Strategisch wichtiger ist, wie das Trio beim Durchbruch der Elektromobilität aus den Startlöchern kommt. Da steht BMW aktuell am besten da. Im globalen Absatz von elektrifizierten Fahrzeugen haben sich die Bayern im Vorjahr mit 193 000 vollelektrischen und Hybridautos von Rang fünf auf Rang vier vorgearbeitet. Auf Platz sechs kommt in dieser Statistik Daimler mit 163 000 neu zugelassenen Stromern.

Am radikalsten denkt aber Duesmann. Der Audi-Chef will keine neuen Verbrennungsmotoren mehr entwickeln lassen. Das spiegelt sich bei EU-Neuzulassungen 2020 auch im jeweiligen Flottenverbrauch des Klimakillers Kohlendioxid (CO2) wider. Der ist bei BMW binnen Jahresfrist von 120 auf 99 Gramm CO2 je Kilometer gefallen, bei Mercedes von 137 auf 104 Gramm. Beide Rivalen haben EU-Grenzwerte erreicht, ohne Strafzahlungen leisten zu müssen. Das beansprucht auch Audi für sich, nennt aber keine Zahlen für den CO2-Flottenverbrauch. Audi will bis 2023 ein Drittel aller Verkäufe mit elektrifizierten Modellen erreichen, BMW bis 2025 gut die Hälfte mit vollelektrischen Stromern. Mercedes plant für 2025 mit einem gut 40-prozentigen Absatzanteil von Elektroautos aller Art und hat mit gleich vier Modellen der Elektrosubmarke EQ dieses Jahr die am besten gefüllte Pipeline. Klar wird damit, die deutsche Konkurrenz des US-Elektropioniers Tesla ist endgültig erwacht.

THOMAS MAGEHEIM-HÖRMANN

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