Hausgeräteboom: BSH stockt Personal auf

von Redaktion

München – Carla Kriwet kann zufrieden sein. „Die Küche wurde zum zentralen Wohlfühlort“, stellt die neue Chefin des europaweit größten Hausgeräteherstellers BSH in München fest. Gut zwei Drittel aller Deutschen kochen in der Pandemie mehr zuhause. Das bescherte BSH im vergangenen Jahr Rekordzahlen.

Wer 2020 nicht in die Ferne reisen konnte, hat sich stattdessen Küchengeräte gekauft. Dazu kommt ein neuer Hygienetrend, der den Verkauf von Waschmaschinen beflügelt und dazu geführt hat, dass jeder zweite Deutsche bei höheren Temperaturen wäscht, um Keime abzutöten. Dieser Boom bei Hausgeräten hat aber auch eine Schattenseite. „Unsere Kapazitäten sind fast überall überausgelastet“, sagt BSH-Produktionschefin Silke Maurer.

Dazu kämen Probleme bei Zulieferern und auch im globalen Transport, weil Schiffscontainer fehlen. Das hemmt die Verfügbarkeit in wichtigen Produktkategorien. „Wir haben vor allem bei Herden und Geschirrspülern Engpässe, hier kämpfen wir um jede Einheit“, beschreibt Maurer die aktuelle und sich wohl nicht so rasch entspannende Lage. Bei Waschmaschinen und Kühlschränken hoffe BSH noch, bis Ende 2021 bestehende Rückstände aufzuholen. Vor allem in der Produktion wurde deshalb das Personal 2020 um rund 2000 auf global 60 000 Stellen aufgebaut. Ein Viertel davon entfiel auf deutsche Werke.

Auch 2021 wird weiter aufgebaut, um die Lieferprobleme zu meistern. In Europa habe 2020 etwas an Marktanteil gekostet, räumt BSH-Marketingchef Matthias Ginthum ein. Mit einem Viertel Anteil bleibe BSH auf dem Heimatkontinent aber klarer Marktführer. Neu starten will BSH dieses Jahr mit dem Vermieten von Hausgeräten auch ein völlig neues Geschäftsmodell unter dem Schlagwort „Blue Movement“. Das wurde zuletzt in den Niederlanden erfolgreich getestet. „Wir rollen das jetzt in Deutschland aus“, kündigte Kriwet an. Für acht Euro monatlich können sich niederländische BSH-Kunden zum Beispiel eine Waschmaschine mieten. Mietgeräte würden am Ende gebraucht verkauft, erklärt Kriwet.

Sie baut zudem darauf, dass die Pandemie einen Digitalboom gebracht hat, der auch zum Durchbruch vernetzter Geräte führt. Kochrezepte über das Internet auf den Herd laden, heißt das, oder von unterwegs per Smartphone in den digitalen Kühlschrank schauen, um zu wissen, was man einkaufen muss. Auch mit nachhaltigen Produkten wie einem Wärmepumpentrockner oder einer Waschmaschine, die je nach Lademenge, den Wasser- und Energieverbrauch anpasst, könne BSH punkten.

Bei der Entwicklung neuer Geräte werde spätere Wiederverwertung mitgedacht. 2020 sei BSH zudem in allen Standorten klimaneutral geworden. Kriwet rechnet insgesamt 2021 weiter mit guten Geschäften. Das abgelaufene Corona-Jahr brachte mit fast 14 Milliarden Euro einen Rekordumsatz. Währungsbereinigt betrug das Plus gut acht Prozent. Etwa die Hälfte davon sei der Pandemie zu verdanken, erklärt BSH-Finanzchef Gerhard Dambach. Auch die Gewinne, die er nicht genau nennt, hätten 2020 ein Rekordniveau erreicht. BSH habe seinen Gewinnanteil an den Profiten des Bosch-Konzerns deshalb deutlich erhöht, was sich 2021 wohl wieder normalisieren werde. Beim Umsatz rechnet der Finanzchef im ersten Halbjahr 2021 mit erneut größeren Zuwachsraten. Das zweite Halbjahr könne aufsetzend auf dem Boom in der zweiten Jahreshälfte 2020 einen leichten Rückgang bringen. Insgesamt werde BSH aber auch dieses Jahr weiter wachsen. Hausgeräte hätten schon vor Pandemieausbruch einen verlässlichen Wachstumstrend von etwa drei bis vier Prozent jährlich verzeichnet. T. MAGENHEIM-HÖRMANN

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