Corona beschert der Bahn Milliardenverlust

von Redaktion

Von Wolfgang Mulke

Berlin – Die Perspektive kann Levin Holle, Finanzvorstand der Deutschen Bahn (DB) gut vertragen. „Die DB wird ab 2022 wieder in die Gewinnzone zurückkehren“, sagt er. Die aktuellen Zahlen bieten keinen Grund für gute Laune. Corona hat auch hier eine zerstörerische Kraft entfacht: Im vergangenen Jahr steht unter dem Strich ein Minus von 5,7 Milliarden Euro. Allein das reine Eisenbahngeschäft verzeichnete einen Verlust von fast drei Milliarden Euro. Im Jahr davor gab es noch ein Plus von 1,8 Milliarden Euro.

Dazu musste die Bahn noch einen Wertverlust der britischen Tochter Arriva in Milliardenhöhe abschreiben. Eine wichtige Kennzahl weist auf den Grund der schlechten Kassenlage hin. Im Fernverkehr stiegen nur 81 Millionen Fahrgäste in die Züge. Die Zahl hat sich fast halbiert.

Auch der Güterverkehr bleibt ein Sorgenkind: Die Transportleistung ging um acht Prozent zurück. Das drückt sich auch in der Umsatzentwicklung aus. Anstelle der 44,4 Milliarden Euro des Jahres 2019 konnte die Bahn 2020 nur knapp 40 Milliarden Euro erlösen.

Die Krise ist noch nicht ausgestanden. „Von heute auf morgen ist das nicht zu schaffen“, sagt Holle. Dennoch soll es im laufenden Jahr besser laufen. Im Fernverkehr rechnet der Vorstand mit einem Fahrgastzuwachs um wenigstens 20 Prozent, im Güterverkehr mit zehn Prozent mehr. Auch soll der Umsatz über die Marke von 41 Milliarden Euro steigen. Dennoch wird es wohl wieder ein verlustreiches Jahr. Holle geht von zwei Milliarden Euro Minus in diesem Jahr aus.

Gute Nachrichten sind rar gesät. Immerhin sind die Fernzüge pünktlicher unterwegs als in den vergangenen Jahren. 81,8 Prozent erreichen fahrplangemäß ihr Ziel. 2019 schaffte dies nur gut jeder vierte Zug. Und die Zufriedenheit der Beschäftigten ist gestiegen. „Ein Job bei der Bahn ist ein Job mit Sinn“, glaubt Bahnchef Richard Lutz. Immerhin konnte das Unternehmen im vergangenen Jahr trotz Krise 26 000 neue Leute einstellen.

Auf die in Rede stehende zehnprozentige Gehaltserhöhung müssen die Vorstände erst einmal verzichten. Dagegen liefen die Gewerkschaften im Aufsichtsrat Sturm. Denn bei den Beschäftigten wird kräftig gespart.

Trotz aller Widrigkeiten hält Lutz an der Strategie der „starken Schiene“ fest. „Das Bahnsystem mit viel Aufwand zu erweitern, zu erneuern und zu digitalisieren ist der richtige Weg“, sagt er. Mehr als zwölf Milliarden Euro steckte die Bahn 2020 in den Netzausbau. Für 2,2 Milliarden Euro wurden neue Züge angeschafft. In diesem Jahr steigen die Investitionen ins Netz noch einmal leicht an. „Die Nachfrage wird zurückkehren“, ist sich Lutz sicher. Bei allem Optimismus sind die gegenwärtigen Finanzprobleme gewaltig. Fast 30 Milliarden Euro Schulden belasteten den Konzern Ende letzten Jahres. Inzwischen ist der Berg weiter angewachsen. Doch mithilfe des Bundes wird die Bahn damit wohl leben können.

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