Sparkassen: Online-Banking boomt – EZB-Politik belastet

von Redaktion

München – Die Corona-Pandemie hat den bayerischen Sparkassen einen Boom im Online-Banking beschert. „Die Digitalisierung hat einen Schub erlebt“, sagte der Vizepräsident des Sparkassenverbands Bayern, Roland Schmautz, gestern in München. 500 000 Kunden hätten im Jahr 2020 einen neuen Online-Banking-Vertrag abgeschlossen.

Die Folge: „Wir stellen schon fest, dass mit jedem neuen Online-Kunden die Frequenz in den Filialen nachlässt“, sagte Schmautz. Das Filialsterben der Sparkassen hat sich 2020 daher beschleunigt. Die bayerischen Institute sperrten 148 Geschäftsstellen zu – mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Wie aus den gestern veröffentlichen Zahlen hervorgeht, wurde damit 2020 jede zwölfte Sparkassen-Filiale in Bayern dicht gemacht. Lediglich ein kleiner Teil wurde zu Selbstbedienungs-Filialen umgebaut.

Trotz der Kostenersparnis sind die Gewinne der bayerischen Sparkassen 2020 drastisch geschrumpft. Insgesamt erwirtschafteten die 64 Institute 310 Millionen Euro – ein Rückgang um 18,3 Prozent zum Vorjahr. „Das Virus Negativzinspolitik frisst sich immer weiter in unsere Bilanzen, und für die Banken und Sparkassen gibt es dagegen leider keine Impfung“, sagte Ulrich Reuter, der seit einem Jahr Präsident des bayerischen Sparkassenverbandes ist. Die Sparkassen sehen sich mit der paradoxen Situation konfrontiert, dass sie 2020 zwar so viele Kredite in der Bilanz hatten wie noch nie, davon aber kaum noch etwas an Gewinn hängen bleibt.

Das Kreditvolumen überschritt 2020 erstmals die Marke von 150 Milliarden Euro – ein Plus von 5,8 Prozent zum Vorjahr. Unternehmen und Selbstständige hatten in der Corona-Krise mehr Kredite nachgefragt. Nur: „Der Markterfolg wird durch die Zinspolitik ausgelöscht und neutralisiert“, sagte Reuter.

Denn noch ein Corona-Effekt war 2020 zu beobachten: Die Sichteinlagen stiegen bei den Sparkassen um 14,2 Prozent auf 147 Milliarden Euro, dazu zählt Geld auf Girokonten. „Die mangelnden Konsummöglichkeiten treiben die Sparquoten der Verbraucher nach oben, das Geld ist dann einfach auf den Girokonten“, sagte Reuter. Überschüssige Liquidität müssen die Institute zu Negativzinsen anlegen. Reuter kritisierte, die Europäische Zentralbank (EZB) hätte den Sparkassen „die Geschäftsgrundlage“ genommen. SEBASTIAN HÖLZLE

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