Das Erbe des Heinz Hermann Thiele

von Redaktion

VON THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

München – Das Rätselraten um das Erbe des vor Monatsfrist verstorbenen Selfmade-Milliardärs Heinz Hermann Thiele hat ein Ende. Eine nicht gemeinnützige Familienstiftung soll es zumindest zum größten Teil aufnehmen. Das teilten die davon hauptsächlich betroffenen Unternehmen Knorr-Bremse in München und Vossloh im nordrhein-westfälischen Werdohl mit. Offen bleibt dagegen vorerst weiter das Schicksal der Lufthansa-Aktien Thieles.

Die Stiftung muss aber erst noch bis Ende des Jahres unter Aufsicht von Testamentsvollstrecker Robin Brühmüller gegründet werden. „Heinz Hermann Thieles Wunsch war es, sein Lebenswerk langfristig abzusichern“, erklärt der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Das werde durch die Stiftung nun umgesetzt. Hinter ihr werden nach Gründung Thieles zweite Ehefrau Nadia und seine Tochter Julia Thiele-Schürhoff stehen.

Er vererbt zum einen den Großteil der 59 Prozent Anteile am Weltmarktführer für Zug- und Lkw-Bremsen Knorr-Bremse, der bislang in der KB Familienholding gesteckt hatte. Weitere Anteile hält Tochter Julia, die seit 2016 auch Aufsichtsrätin von Knorr-Bremse ist. Damit bleiben die 59 Prozent insgesamt komplett in Familienhand. Gleiches gilt für die 50,1 Prozent am Bahntechnik-Zulieferer Vossloh. Diese Anteile wandern von der KB Holding vollständig in die Stiftung.

Bis die gegründet ist, gehen die Anteile des Verstorbenen an der KB Familienholding und dem Vernehmen nach auch die an der Lufthansa erst einmal an die 45-jährige Ehefrau des 79-jährig Verstorbenen. Das ist aber nur ein Zwischenschritt, heißt es.

Während der endgültige Bestimmungsort der vererbten Anteile an Knorr-Bremse und Vossloh geregelt ist, bleibt der des rund zwölfprozentigen Anteils an der Lufthansa dagegen vorerst offen. Thiele war bei Pandemieausbruch dort bei stürzenden Kursen günstig eingestiegen, zum größten privaten Eigner der Fluglinie geworden und ließ schon bald darauf bei den staatlichen Rettungsbemühungen für die Lufthansa seine Muskeln spielen. Die Rettungspläne standen zeitweise vor dem Scheitern, weil Thiele auf stärkeren Stellenabbau gedrängt hatte, dann aber doch einlenkte. Von Thiele wurde dem Vernehmen nach nicht verfügt, dass auch die Lufthansa-Aktien Teil der Familienstiftung werden. Ob sie ein Familienmitglied erhält oder sie bei Erreichen eines bestimmten Kurses gewinnbringend verkauft werden, ist unklar. Insgesamt werden Werte im Umfang von mindestens zwölf Milliarden Euro vererbt. Andere Schätzungen belaufen sich sogar auf 15 Milliarden Euro.

Dafür muss trotz Stiftungskonstruktion Erbschaftsteuer gezahlt werden, sagt ein Erbrechtsexperte. Brühmüller, der als langjähriger Vertrauter Thieles gilt, und die Unternehmen hüllen sich dazu in Schweigen. Es sei aber sicher, dass am Ende keine Anteile an Knorr-Bremse oder Vossloh verkauft werden müssen, um die mutmaßlich stattliche Erbschaftssteuer bezahlen zu können, sagt eine mit den Vorgängen vertraute Person. Dafür habe Thiele beim Börsengang von Knorr-Bremse 2018 vorgesorgt, als rund vier Milliarden Euro an ihn geflossen sind. Das sei mit Blick auf einmal zu erwartende Erbschaftssteuer geschehen. Die vier Milliarden Euro dürften da für ausreichend finanziellen Spielraum sorgen.

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