Kairo – Im Suezkanal gibt es trotz fortlaufender Bemühungen von Schlepperbooten und anderem Gerät noch keine Fortschritte dabei, einen seit Tagen festgesetzten Frachter freizubekommen. Nach Angaben der Suezkanal-Behörde ist derzeit ein Baggerschiff dabei, 15 000 bis 20 000 Kubikmeter Sand abzusaugen, um den Frachter der Reederei Evergreen freizulegen. Seit Dienstag blockiert die 400 Meter lange „Ever Given“ den Suezkanal. Das unter der Flagge Panamas fahrende Containerschiff war wegen eines Sandsturms auf Grund gelaufen. Der japanische Eigentümer hofft, den Frachter an diesem Wochenende freizubekommen. Die Schifffahrt auf dem Kanal ist bis auf Weiteres eingestellt. Dadurch hat sich ein langer Stau gebildet.
Die deutsche Industrie fürchtet Versorgungsengpässe. „Bereits stockende maritime Lieferketten zwischen Asien und Europa drohen vollständig zum Erliegen zu kommen“, teilte der Vize-Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Holger Lösch, mit. Eine Umleitung der Schiffe um Afrika herum dauere eine Woche länger und sei extrem teuer.
Die Blockade bedeutet für den Welthandel nach Schätzung der Allianz ohnehin schon Einbußen von sechs bis zehn Milliarden Dollar pro Woche. 2019 seien durch den Kanal 1,25 Millionen Tonnen Fracht befördert worden, 13 Prozent des gesamten Welthandelsvolumens.
Am Ölmarkt bleibt der Stau das bestimmende Thema. Der Suezkanal zählt zu den wichtigsten Wasserstraßen der Welt und ist auch für den Ölhandel von hoher Bedeutung. Die Ölpreise sind am Freitag deutlich gestiegen. Ein Barrel Nordseeöl der Sorte Brent kostete gegen Mittag 62,97 US-Dollar. Das waren 1,02 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass amerikanisches Rohöl der Marke West Texas Intermediate stieg um 1,14 Dollar auf 59,70 Dollar. afp, dpa