Kairo – Die erhoffte Freilegung des Containerschiffs „Ever Given“ im Suezkanal schreitet in kleinen Schritten voran. Das Seefahrt- und Logistikunternehmen GAC sprach am Samstag von mehr als zehn Schleppern und drei Baggern, die im Einsatz seien, um eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt wieder für den Handel freizugeben. Es gebe „leichte Bewegung“. Der Frachter liege aber weiter auf Grund. Laut Kanalbehörde waren hingegen neun große Schlepper an den Arbeiten beteiligt.
Die Schifffahrt auf dem Kanal war eingestellt worden, nachdem das etwa 400 Meter lange Containerschiff am Dienstag auf Grund gelaufen war. Dadurch hat sich ein langer Stau gebildet. Rund 320 Schiffe warten der Behörde zufolge an beiden Eingängen zum Kanal auf Durchfahrt, die dänische Reederei Maersk spricht von einem „Verkehrschaos“. Das Schiff „Ever Given“ der taiwanischen Reederei Evergreen fährt unter der Flagge Panamas.
Einen Zeitrahmen für die Freilegung nannte Admiral Usama Rabi, Vorsitzender der Kanalbehörde, am Samstag nicht. „Wir arbeiten rund um die Uhr, um die Krise zu beenden.“ Bei den Manövern spielten mehrere Faktoren eine Rolle, vor allem die Windrichtung, der steinige Grund sowie Ebbe und Flut, sagte Rabi. Es handle sich um einen „komplizierten technischen Einsatz“. Auch ein Löschen der Ladung – zumindest eine Teilentladung – sei nicht ausgeschlossen, um das Schiff freizulegen.
Als Ursache sei weder ein technisches Problem noch menschliches Versagen auszuschließen, sagte Rabi. Ägyptens Ministerpräsident Mustafa Madbuli sprach von einem außergewöhnlichen Vorfall. Die USA und weitere Länder hatten Ägypten Hilfe angeboten. Dem Fernsehsender CNN zufolge wollte auch die US-Marine ein Expertenteam zum Kanal schicken, um die Lage zu prüfen.
Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet dadurch den kürzesten Schifffahrtsweg zwischen Asien und Europa. 2020 durchfuhren fast 19 000 Schiffe den Kanal, im Schnitt gut 50 am Tag. Der Allianz-Versicherung zufolge wurden im Jahr 2019 etwa 13 Prozent des gesamten Welthandelsvolumens durch den Kanal befördert.
Einige Länder haben bereits begonnen, erste Schiffe auf den Umweg um das Kap der Guten Hoffnung zu schicken. Dadurch verlängern sich die Fahrten laut der Reederei Hapag-Lloyd um rund eine Woche. Zugleich gelten die Gewässer vor der Küste Westafrikas, insbesondere im Golf von Guinea, als gefährlich wegen möglicher Überfälle von Piraten. dpa