Frankfurt – Auch die Vorstandschefs der 30 größten im Aktienindex Dax gelisteten Konzerne mussten im vergangenen Jahr Abstriche hinnehmen. Deutlich gesunkene Gewinne drückten ihre Bezüge im Schnitt von 7,4 Millionen um 28 Prozent auf nur noch 5,3 Millionen Euro. „Dies ist der größte Rückgang seit 2006, als die Unternehmen zur Offenlegung der Bezüge verpflichtet wurden“, sagt Michael Kramarsch, Partner der auf Vergütungsfragen spezialisierten Beratungsfirma hkp, die am Montag ihre aktuelle Analyse vorgelegt hat.
An der Spitze steht 2020 Deutsche Post-Chef Frank Appel mit 10,025 Millionen Euro. Noch mehr erhielt allerdings Ex-SAP-Co-Chefin Jennifer Morgan mit 15,1 Millionen Euro. Beide kommen aber bei Weitem nicht an Oliver Steil und Stefan Gaiser heran: Der Chef und der Finanzchef des schwäbischen Software-Unternehmens Teamviewer, das nicht im Dax gelistet ist, erhielten im vergangenen Jahr 71,7 und 36 Millionen Euro, nachdem sie schon 2019 mit 41,3 Millionen und 20,8 Millionen Euro Spitzenverdiener waren. Die exorbitanten Bezüge resultieren in allererster Linie aus Aktienübertragungen durch den früheren Besitzer Permira auf Basis von Vereinbarungen nach dem Börsengang im Herbst 2019. Ex-SAP-Co-Chefin Morgan kommt auf die hohen Bezüge, weil sie im April 2020 nach nur einem halben Jahr aus dem Vorstand des Softwarekonzerns wieder ausgeschieden war. Ihr Vertrag lief allerdings bis April 2025. SAP musste ihr die jährlichen Grundbezüge für diese Zeit ausbezahlen.
Generell wirkt mittlerweile die Praxis, dass auch die Top-Manager im Dax nach Leistung bezahlt werden, sagt Kramarsch. Da die Gewinne der Konzerne im vergangenen Jahr durchschnittlich um 45 Prozent gesunken seien, habe dies auch dazu geführt, dass die Jahresboni im Schnitt um 38 Prozent und langfristige gewährte Erfolgsbeteiligungen um 41 Prozent geschrumpft seien. In acht Unternehmen hätten die Vorstandschefs wegen Corona auf Teile ihrer Vergütung verzichtet – beim Grundgehalt auf Beträge zwischen 80 000 und 283 000 Euro. Beim Jahresbonus habe Deutsche Bank-Chef Christian Sewing Abschlägen zugestimmt, bei Adidas (Kasper Rorsted), MTU, Münchener Rück (Joachim Wenning) und SAP hätten die Manager komplett verzichtet. ROLF OBERTREIS