München – Sie sind in Bayern flächendeckend vertreten und kennen sich mit Immobilien aus. Die LBS Bayern und die Sparkassen-Immobilien-Vermittlungs GmbH – gewissermaßen die größte Makler-Organisation in Bayern – haben zusammen wahrscheinlich den detailreichsten Einblick in die Entwicklungen am Wohnimmobilienmarkt. Die von ihnen für 2020 festgestellte Grundtendenz ist wenig überraschend. Die Preise in Oberbayern gehen weiter nach oben. Mit wenigen Ausnahmen: Im Raum Garmisch-Partenkirchen stagnieren die Verkaufspreise für Eigentumswohnungen, im Fünfseenland die ohnehin astronomischen Preise für Einfamilienhäuser. Doch das ist nicht die Regel. Grund: „Eine hohe Nachfrage und ein knappes Angebot“ beschreibt Paul Fraunholz, Geschäftsführer der Sparkassen-Immobilien-Vermittlungs-Gesellschaft, die Lage am Markt. Der Wunsch nach eigenen vier Wänden ist verbreiteter als das entsprechende Angebot: 84 Prozent der Bayern zwischen 20 und 45 Jahren sind der Meinung, „dass ein schönes Zuhause durch Corona wichtiger denn je ist“, sagt Erwin Bumberger, Vorstandsvorsitzender der LBS Bayern.
Und das ist für viele kein unerreichbarer Traum: Bei einem Zinsniveau von fünf Prozent, so rechnet Bumberger, konnte man mit einer monatlichen Rate von 1000 Euro einen Betrag von 170 000 Euro aufnehmen und in 25 Jahren abtragen. Beim heutigen Niveau seien es 270 000 Euro. Doch gelinge die Finanzierung ohne Eigenkapitalbasis nicht. Bumberger und Fraunholz fordern deshalb, das ausgelaufene Baukindergeld und die bayerische Eigenheimzulage zu verlängern. Von beiden Maßnahmen hätten, so Bumberger, „in großer Zahl Menschen mit mittleren und geringen Einkommen profitiert“.
Je näher die Metropole München, desto höher die Preise. Bereits wenige Kilometer hinter einer S-Bahn-Endstation wird Bauen billiger. Auch wo Autobahnen oder bessere Zugverbindungen die Großstadt näher rücken lassen, ziehen die Preise an.
Gut für diejenigen, die – möglicherweise durch Homeoffice – nicht mehr so oft am Arbeitsplatz aufschlagen müssen. Tatsächlich nehmen immer mehr Menschen inzwischen eine größere Entfernung in Kauf. So zieht es immer mehr Familien weiter aufs Land, nicht mehr bei Erding oder Ebersberg liegt die Schmerzgrenze für viele Pendler, sondern bei Rosenheim, Landshut, Wasserburg oder Mühldorf. Doch auch dort ziehen die Preise an. Wer für weniger als 250 000 Euro ein gebrauchtes freistehendes Einfamilienhaus haben will, darf den Weg in den Bayerischen Wald nicht scheuen – oder er braucht großes Glück.
Auch im Bereich des erweiterten Großraums München verzeichneten die Immobiline-Experten im Sparkassenverbund vereinzelt günstige Angebote. Rund um Schrobenhausen liegt die untere Preisgrenze für ein freistehendes Einfamilienhaus bei moderaten 190 000 Euro, im Bereich Moosburg bei 280 000 Euro und im Schongau oder Peißenberg bei 290 000 Euro.
Doch insgesamt ist das Angebot preistreibend knapp. Der Freistaat Bayern hat das Ziel ausgegeben, dass pro Jahr 70 000 neue Häuser und Wohnungen gebaut werden– und hat 2020 diese Zielmarke erneut verfehlt. Immerhin liegt er mit 64 000 fertiggestellten Einheiten nur noch knapp zehn Prozent hinter dem Plan zurück.
Corona hat dazu geführt, dass Immobilien nicht verkauft werden konnten. „Die notwendigen Beschränkungen erschwerten den persönlichen Kontakt mit den Verkäufern, die oftmals aufgrund ihres Alters zur Risikogruppe gehörten“, sagt Fraunholz. „Dadurch verzögerte sich die Neu-Aufnahme von Immobilien ebenso wie Besichtigungen mit Kaufinteressenten.“