China rettet Auto-Bilanz

von Redaktion

Hannover/München – Während es viele Menschen nach dem Ende der dunklen Tage normalerweise in größerer Zahl zum Händler oder zu Ausstellungen mit neuen Modellen zieht, fällt die sogenannte Frühjahrsbelebung 2021 bisher verhalten aus.

Noch scheinen die Corona-Folgen hierzulande nicht überwunden. Im März legten die Zulassungen neuer Pkw – ausgehend vom geringen Vorjahresniveau – zwar wieder zu. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) sprach von „positiven Vorzeichen“. Über das gesamte erste Quartal hinweg ist der Trend jedoch schwach, Vorsicht bei den Konsumausgaben und oft geschlossene Autohäuser prägen das Bild.

Anders ist die Lage inzwischen in anderen Ländern: Im weltweiten Geschäft konnte die deutsche Kernbranche schon viel Boden gutmachen. BMW, Volkswagen und Daimler meldeten für das erste Quartal teils hohe zweistellige Zuwachsraten im Vergleich zu Anfang 2020, BMW schaffte im Konzern gar einen Rekord von fast 640 000 Fahrzeugen. Auch die Aktienkurse reagierten positiv. Es bleiben jedoch Zweifel, ob die jüngste Entwicklung ausreicht, um Corona ganz abzuschütteln.

Das Bild ist derzeit extrem gemischt. Während die Autokonjunktur vor allem in China anzieht und die Hersteller zur aktuellen Messe in Shanghai ehrgeizige neue Ziele formulieren, halten Lockdowns und regional starke Unterschiede beim Impfen die Unsicherheit auf dem Heimatkontinent hoch.

Selbst BMW verbuchte im Inland im Startquartal einschließlich Mini ein – wenngleich nur noch leichtes – Minus von 0,3 Prozent, während sich das Geschäft in China verdoppelte. Bei der Daimler-Hauptmarke Mercedes-Benz betrug der Rückgang in Deutschland 15,4 Prozent, demgegenüber stand ein Plus von mehr als 60 Prozent im Reich der Mitte. Der VW-Konzern hatte jüngst für ganz Westeuropa einen Rückgang um 4,6 Prozent im Jahresvergleich genannt – bei einem China-Plus knapp über dem der Stuttgarter Konkurrenz.

Die großen Drei zehren von ihrer jahrzehntelang aufgebauten Präsenz in der Volksrepublik, dem wichtigsten Automarkt der Welt. Laut einer EY-Analyse schnitten sie trotz erheblicher Einbußen 2020, die dort besonders im ersten Quartal angefallen waren, immer noch besser ab als Wettbewerber von anderswo.

Der deutsche Branchenverband VDA sieht eine „essenzielle“ Bedeutung der chinesischen Verkäufe und Marktanteile für die heimischen Unternehmen. „Sie sichern und schaffen Arbeitsplätze in Deutschland.“ Auch die nötigen Investitionen in alternative Antriebe und in den Klimaschutz wären ohne die China-Gewinne schwieriger zu stemmen.

In den betriebswirtschaftlichen Kennziffern schlägt sich das rasche Aufholen im Corona-Ursprungsland ebenfalls nieder. BMW verdiente im Startquartal nach vorläufigen Zahlen vor Steuern fast 3,8 Milliarden Euro. Bei Daimler waren es vor Sondereffekten, Zinsen und Steuern knapp fünf Milliarden Euro. VW will spätestens Anfang Mai Daten vorlegen, für das besonders konjunktursensible Geschäft der schweren Nutzfahrzeuge meldete die Münchner Tochter Traton schon einen guten Start.  dpa

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