München – Es ist der Punkt, der die Lage von Airbus beschreibt wie kein anderer: „Wir haben 39 Neubestellungen und 100 Stornierungen“, bilanziert Finanzchef Dominik Asam das erste Quartal 2021. Minus 61 Bestellungen heißt das netto und Konzernchef Guillaume Faury macht klar, dass Entspannung beim Auftragseingang nicht ernsthaft in Sicht ist.
Vor allem in Europa liegt der Flugverkehr wegen Reisebeschränkungen weiter am Boden und das auch weil Regierungen unkoordiniert gegen die Pandemie kämpften. Wirklich Sorgen machen muss sich Airbus bei einem Auftragsbestand von fast 7000 Zivilflugzeugen nicht.
Das unterstreicht ein Vergleich mit Boeing. Der US-Konzern musste im Auftaktquartal des Jahres einen Umsatzrückgang von einem Zehntel auf 12,5 Milliarden Euro hinnehmen sowie Verluste in Höhe von 464 Millionen Euro. Bei Airbus dagegen gaben die Erlöse nur um zwei Prozent auf 10,5 Milliarden Euro nach und es steht ein Quartalsüberschuss von 362 Millionen Euro zu Buche.
Dafür gesorgt haben die Auslieferung von 125 Verkehrsflugzeugen aus dem noch üppigen Auftragsbestand, gute Geschäfte mit Hubschraubern, Rüstung und Raumfahrt sowie erste Wirkungen des laufenden Stellenabbaus. Noch knapp 128 000 Beschäftigte stehen Ende März auf den Gehaltslisten und damit 3500 weniger als Ende 2020. Allein in Deutschland wurden 2300 von 55 000 Jobs gestrichen. Pandemie und Reisebeschränkungen haben Airbus gezwungen, die Produktion um 40 Prozent zu drosseln, weil Fluggesellschaften bestellte Maschinen kaum noch abnehmen wollen. Das Kochen auf Sparflamme ist an einer Stelle aber vorteilhaft. Denn Airbus reintegriert die seit Jahren zum Verkauf stehenden Töchter Premium Aerotec in Deutschland und Stelia Aerospace in Frankreich nun größtenteils wieder in den Konzern, was bei einem laufenden Vollbetrieb schwieriger wäre.
Die beiden Einheiten beschäftigen 20 000 Menschen, davon gut ein Drittel in Deutschland. Sie bauen große Rumpfteile, was Airbus wieder als Kerngeschäft sieht. Denn in Planung ist eine neue Generation von umweltfreundlichen Flugzeugen mit Wasserstoffantrieb, die emissionsfreies Fliegen zum Ziel haben. Das erfordert völlig neue Flugzeugarchitekturen, deren Entwicklung und Bau Airbus strikt unter eigener Kontrolle haben will. Für Ärger unter deutschen Beschäftigten sorgen dabei aber Pläne des Airbus-Managements, eine dritte Tochter für Kleinteile zu schmieden und die eventuell zu verkaufen. Davon betroffen sind Teile des Premium Aerotech-Standorts Augsburg, der im niedersächsischen Varel und ein Werk in Rumänien „Änderungen schaffen Ängste“, sagte Faury und zeigte Verständnis für die Proteste. Er sei aber zuversichtlich, die Wogen zu glätten und zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen.