Suez-Havarie: Antikes Seefahrtsrecht lässt Händler bangen

von Redaktion

München – Die Havarie des Containerfrachters „Ever Given“ im Suezkanal könnte für den Münchner Mode- und Möbelhändler Umoi.de ein teures Nachspiel haben – wegen einer jahrtausendealten Seefahrtsregel. Wie das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtet, ließ das Münchner Handelshaus einen Container voller Fitness- und Puzzlespielzeugmatten auf der „Ever Given“ verschiffen, der Einkaufswert lag demnach bei 20 000 Dollar – nur versichert war die Ware nicht. Jetzt droht der Container niemals in Deutschland anzukommen, falls der Händler nicht eine hohe Auslösesumme an die Reederei bezahlt. Hunderten Importeuren, dieihr Frachtgut nicht versichert hatten, müssen ebenfalls bangen. Das Schiff hatte 18 000 Container geladen.

Hintergrund ist laut „Spiegel“ die „Havarie grosse“ oder „Große Haverei“, die die japanische Reederei angemeldet hat. Dabei handelt es sich um ein jahrtausendealtes Verfahren, um Schäden in der Seefahrt zu regeln. Erklärten Schiffseigner diesen Fall, müssten sich die Eigentümer der Ladung an den Rettungskosten und weiteren Schäden beteiligen – entsprechend dem Wert ihrer beförderten Güter. Ägyptens Suezkanal-Behörde fordert von der Reederei 916 Millionen Dollar Schaden- und Kostenersatz für die Bergung des Frachters. Eine Londoner Anwaltskanzlei ist laut „Spiegel“ bereits von den japanischen Eignern der „Ever Given“ beauftragt worden und hat die Importeure aufgefordert, sich an den Kosten zu beteiligen. Wer sich weigert, sieht seine Ware womöglich nie wieder.

Dem Bericht zufolge gibt es diesen Schadensumverteilungsmechanismus im Seehandelsrecht schon seit der Antike, als Kapitäne von Frachtschiffen etwa in Stürmen Ladung über Bord werfen mussten. Heute springen im Falle von Havarien in der Regel Versicherer ein. Es sei denn, Fitness- und Puzzlespielzeugmatten sind nicht versichert, wie im Falle des Münchner Händlers Umoi.de.

Die „Ever Given“ war am 23. März auf Grund gelaufen, das 400 Meter lange Schiff steckte danach quer im engen Suezkanal fest. Davor und dahinter stauten sich mehr als 400 Schiffe. Am 29. März gelang es, das Schiff freizuschleppen. sh

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