München – Die letzten drei Jahre waren für die deutsche Holzwirtschaft keine guten: Stürme und der Borkenkäfer haben vor allem den Fichtenbeständen stark zugesetzt. Doch genau diese Baumart ist in der Baubranche besonders gefragt. Hans Ludwig Körner ist Geschäftsführer beim Bayerischen Waldbesitzerverband und erinnert sich: „Zeitweise hat man für den Festmeter Fichte nur 18 Euro bekommen und das bei 20 Euro Einschlagskosten.“ Ursächlich hierfür waren die riesigen Mengen Holz, die die Waldbesitzer loswerden mussten und damit den Markt geflutet haben. Denn die vom Borkenkäfer befallenen Stämme mit der charakteristischen Blaufäule müssen schnellstmöglich aus dem Wald entfernt werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Inzwischen haben sich die Preise wieder erholt, die Nachfrage ist enorm. Doch zwischen den Preisen für Rundholz und geschnittenem Holz liegt teilweise ein Vielfaches. An dieser Schnittstelle sieht Hans Ludwig Körner die Ursache der Holzknappheit. Denn den aktuellen Holzmarkt könne man mit einer Sanduhr vergleichen: Eine hohe Nachfrage in den USA, China und Deutschland selbst trifft auf eine nach wie vor große Verfügbarkeit von Rundholz.
Das Problem seien die Sägewerke, die das Holz trotz Produktion im Schichtbetrieb nicht schnell genug verarbeiten können. Wegen der Knappheit greifen laut Körner marktwirtschaftliche Mechanismen: „Natürlich schicken die Sägewerke lieber Holz für 650 Euro den Festmeter in die USA, als für die Hälfte an einen bayerischen Zimmerer zu liefern.“ Tatsächlich sind die Exporte ins Ausland zum entscheidenden Faktor auf dem deutschen Bauholzmarkt geworden, 2020 waren sie im Vergleich zum Vorjahr um 42,6 Prozent gestiegen.
Gründe für die hohe Nachfrage aus dem Ausland sind unter anderem Chinas ständig wachsende Wirtschaft und eine Käferplage, die Kanada als Holzlieferant für die USA quasi ausfallen lässt. Unter dieser zahlungskräftigen Konkurrenz leiden derzeit die deutschen Holzbauer (wir berichteten).
Doch nicht nur die deutsche Baubranche fragt Holz nach, auch der Heimwerkerbereich ist während des Lockdowns gewachsen und trägt zu den aktuellen Preisspitzen bei.
Diese Preisspitzen beschäftigen auch Johann Ametsbichler. Er ist Holzhändler und kritisiert, dass staatliche Eingriffe das Problem aktuell verschärfen würden: „Das Forstschädenausgleichsgesetz verknappt das Angebot weiter und treibt die Preise in die Höhe.“ Das genannte Gesetz ist ein Mechanismus, mit dem nach großen Schadensereignissen Schwankungen auf dem Holzmarkt ausgeglichen werden sollen. Aktuell kommt es in Form der Holzeinschlagsbeschränkungsverordnung 2021 bis September zum Einsatz. Diese erlaubt es Waldbesitzern, nur 85 Prozent der üblichen Menge Fichtenholz zu schlagen.
Referenzwerte sind jeweils die durchschnittlichen Entnahmemengen zwischen 2013 und 2017. Für Ametsbichler werden die „kleinen“ Waldbesitzer so doppelt getroffen: „Wegen der schlechten Preise haben sie ja die letzten Jahre kaum Holz entnommen und jetzt, wo das Holz wieder was wert ist, dürfen sie nur einen Teil dieser kleinen Menge schlagen.“
Auch Hans Ludwig Körner ist der Meinung, dass das Gesetz schon vor Jahren hätte greifen müssen. Er weist aber darauf hin, dass es auch mit Steuerentlastungen für Waldbesitzer verbunden ist. „Außerdem muss man da regional differenzieren: Während in Oberfranken teilweise noch Käferholz am Waldrand liegt, könnten die oberbayerischen Waldbesitzer schon wieder Holz schlagen, dürfen aber nicht.“
Weit lieber als ein vorzeitiges Ende der Verordnung wäre Körner aber ein gerechter Anteil am Marktpreis: „Inzwischen bekommen wir etwa 70 Euro für den Festmeter, die Sägewerke über 600 Euro. Natürlich freuen wir uns, wenn unsere Abnehmer gute Preise erzielen, aber wir würden gerne daran beteiligt werden.“ Denn ein gesunder Wald sei gesamtgesellschaftlich wünschenswert. Aber gerade der Waldumbau, also das schrittweise Ersetzen der Fichtenmonokulturen durch risikoärmeren Mischwald, kostet Geld.
„Und für 70 Euro schneid´ ich keinen grünen Baum um“, stellt Peter Fichtner klar. Er ist einer von vielen Landwirten, die nur eine kleine Waldfläche besitzen. Für die Preispolitik vieler großer Sägewerke hat er kein Verständnis: „Ein Wald ist eine jahrzehntelange Investition, die kann man nicht verramschen. Beim letzten großen Sturm hat es meinem Nachbarn um die 2500 Festmeter umgeweht und beim Abtransport hat er draufgezahlt. Der ganze Wert ist weg.“
Fichtner selbst hat wegen der niedrigen Preise seit drei Jahren keinen gesunden Baum mehr geschlagen.