Frankfurt – Sparkurs, neuer Vorstandschef, Wechsel an der Aufsichtsratsspitze – nach turbulenten Wochen stellt sich die Commerzbank-Führung den Aktionären. Erstmals leitet der neue Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Gottschalk die Versammlung. Die Bank hatte sich Ende März für den ehemaligen Chefkontrolleur der genossenschaftlichen DZ Bank als Nachfolger für ihren krankheitsbedingt ausgeschiedenen Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter entschieden.
Mit einem harten Sparkurs will der seit Jahresbeginn amtierende Konzernchef Manfred Knof den Frankfurter MDax-Konzern zurück in die Erfolgsspur führen. Die Zahl der Vollzeitstellen soll bis 2024 von knapp 40 000 auf 32 000 zusammengestrichen werden. Das Filialnetz wird auf 450 Standorte halbiert. Nach einem Milliardenverlust 2020 peilt der Bank-Vorstand zumindest im Tagesgeschäft im laufenden Jahr wieder schwarze Zahlen an.
Am Rande beschäftigt auch der Wirecard-Skandal die Commerzbank-Aktionäre: Auf der Tagesordnung steht die Wahl eines neuen Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2022. Die Commerzbank kehrt EY den Rücken und will zu KPMG wechseln. Die Prüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) steht wegen ihrer Rolle als langjähriger Abschlussprüfer des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard in der Kritik. Das inzwischen aus dem Dax geflogene Unternehmen hatte Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt und in der Folge Insolvenz angemeldet. Die Commerzbank, die zu den Wirecard-Kreditgebern gehörte, musste wegen der Pleite 187 Millionen Euro abschreiben. dpa