Frankfurt – Vergangene Woche hatte Tesla-Chef Elon Musk der Kryptowährung Bitcoin eine rasante Talfahrt beschert. Musk hatte angekündigt, dass der US-Elektroautobauer von Käufern eines Tesla aus Klimaschutzgründen künftig keine Bitcoin als Zahlungsmittel mehr akzeptiert. Der hohe Stromverbrauch bei der Herstellung sowie bei Transaktionen mit der Digitalwährung und der damit verbundene steigende Verbrauch fossiler Brennstoffe seien bedenklich, erklärte der Tesla-Chef. Zuletzt hatte sich der Kurs leicht erholt und ist um 2,9 Prozent gestiegen.
Die Vorwürfe gegen die älteste der Kryptowährungen sind nicht unbegründet. Das System Bitcoin verbraucht Forschern der Universität Cambridge zufolge etwa 141 Terrawattstunden Strom pro Jahr, etwa so viel wie die 17 Millionen Einwohner der Niederlande zusammen. Laut den Forschern erzeugt jede Transaktion mit der Digitalwährung einen CO2-Ausstoß von 482 Kilogramm.
Das liegt daran, dass Bitcoin nur digital vorliegen, es müssen also rund um die Uhr Server laufen, die das System aufrechthalten. Es basiert auf der Blockchain-Technologie. Der Grundgedanke ist, dass alle Transaktionen aller Bitcoin-Nutzer anonymisiert in einem zentralen Skript festgehalten werden. Dieses Skript liegt in Kopie auf diversen Servern vor und wird mit jeder neuen Transaktion aktualisiert. Es wird also der Kette – englisch „chain“ – ein neuer (Skript-)Block hinzugefügt. Die Synchronisierung erfolgt in Echtzeit, wodurch alle Skripte auf demselben Stand sind. So ist das System nahezu betrugssicher.
Denn wenn jemand versucht, sein persönliches Bitcoin-Skript zu manipulieren, um mehr Bitcoin auszugeben, als er besitzt, erkennt das System eine Ungleichheit der Skripte. Es folgt ein Mehrheitsentscheid, welche die richtige Blockchain ist. Um das System zu manipulieren, müsste man also mehr als die Hälfte der Teilnehmerskripte fälschen, was praktisch unmöglich ist.
Doch das ständige Buchen und Synchronisieren braucht viel Rechenleistung. Diese wird von den Schürfern, englisch „Minern“ geliefert. Mit ihren Rechnern wickeln sie die Transaktionen der Nutzer ab, synchronisieren die Blockchain und lösen mathematische Probleme zur Verifizierung der Vorgänge. Dafür werden sie in Bitcoin entlohnt. Allerdings kommt immer nur derjenige zum Zug, der das Ergebnis zuerst liefert, also jene Schürfer, die Hochleistungsrechner besitzen. Alle anderen „Miner“ gehen verbrauche zwar Strom, gehen aber aus.
Dieses ineffiziente „Proof of Work“-Verfahren ist der eigentliche Grund für den hohen Energie-Konsum. Kleinere Kryptowährungen wie Peercoin, Blackcoin und Nxt verwenden ein anderes Verfahren („Proof of Stake“), bei denen die Rechenleistung der „Miner“ keine Rolle spielt. Hier werden die Arbeitsaufgaben zur Blockbildung wie bei einer Lotterie vergeben.
Der hohe Strombedarf von Bitcoin wird häufig aus fossilen Energieträgern gewonnen. So sitzen viele Schürfer beispielsweise in China, das stark auf Kohlekraft setzt. Die Schätzungen zum Anteil an grünem Strom beim Bitcoin-Schürfen liegen zwischen 40 und 65 Prozent.
Goldpreis steigt
Währenddessen stieg die Nachfrage nach handfesteren Währungen: Steigende Inflationserwartungen und neue Unsicherheit über den Fortgang der Corona-Pandemie haben den Goldpreis auf einen dreimonatigen Höchststand getrieben. Am Montag kostete eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) des Edelmetalls bis zu 1855 US-Dollar und damit so viel wie letztmalig Mitte Februar. Ende März hatte eine Feinunze noch etwa 180 Dollar weniger gekostet. Seither zeigt der Trend nach oben.
Fachleute führen die Entwicklung zum einen auf steigende Inflationserwartungen insbesondere in den USA zurück. Dort waren Inflationsdaten in der vergangenen Woche wesentlich höher ausgefallen als erwartet. Da die US-Notenbank Fed nach wie vor signalisiert, auf den Preisschub geldpolitisch nicht reagieren zu wollen, scheinen einige Anleger zu Gold als klassischer Inflationsabsicherung zu greifen.
C. Dernbach/M. Schneider