Berlin – Nach dem Deutschlandtakt soll der Europatakt kommen. Darauf haben sich 22 europäische Länder in einer Absichtserklärung verständigt. Darin verpflichten sich die Staaten, die heimischen Bahnen bei der Entwicklung eines Taktfahrplans sowie der Entwicklung einer digitalen Buchungsplattform zu unterstützen. Damit nimmt das Konzept des TransEuropeExpress (TEE) 2.0 von Verkehrsminister Andreas Scheuer allmählich Gestalt an.
Auf einem europäischen Schienengipfel vereinbarten Deutschland, Tschechien und Österreich auch den Aufbau einer Hochgeschwindigkeitsverbindung von Berlin über Dresden und Prag nach Wien. Mitte des nächsten Jahrzehnts soll die Fahrt von Anfang bis Ende dann nur wenig mehr als vier Stunden dauern. „Brandenburger Tor, Frauenkirche, Karlsbrücke und Stephansdom – sie rücken über die Schiene ganz dicht aneinander“, teilte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) dazu mit. Das Projekt sei ein „Grundstein für eine leistungsstarke, grenzüberschreitende europäische Achse“. Auf diese Weise soll ganz Europa auf verschiedenen Achsen zusammenrücken. Schon in naher Zukunft könnten damit Fahrgäste durchgehend von Paris über Berlin nach Warschau reisen. Auch ein Direktzug von München über Zürich nach Mailand ist geplant.
Der TEE 2.0 soll wenigstens zwei Staaten über mindestens 600 Kilometer miteinander verbinden und wenigstens mit Tempo 160 unterwegs sein. Auch setzt das Konzept auf komfortable Angebote mit freiem WLAN, Bordgastronomie und Schlaf- oder Liegewagen.
Vor allem von den Nachtzügen erhofft sich auch die EU-Kommission einen Beitrag zum Klimaschutz. Die Kommission prüfe, wie mehr Nachtzüge ermöglicht werden könnten, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf dem europäischen Schienengipfel in Berlin. „Wir müssen historisch gewachsene Barrieren abbauen“, forderte sie.
Gemeint sind damit die technischen und bürokratischen Hemmnisse für einen grenzüberschreitenden Zugverkehr, die auch den Ausbau der Nachtzugverbindungen behindern. Immerhin gibt es auch hier einen Fortschritt. Die Infrastrukturunternehmen wollen gemeinsam an einer Harmonisierung der Standards arbeiten.
Beim Gipfeltreffen klang vieles noch nach reiner Zukunftsmusik. Offen ist beispielsweise, ob Nachtzüge bei den Kunden überhaupt auf eine ausreichende Resonanz stoßen. Sonst können sie kaum wirtschaftlich betrieben werden. Die Deutsche Bahn bleibt dann auch bei ihrem Nein zum Verkehr von Schlaf- und Liegewagen. „Wir halten den Nachtzugverkehr nicht für wirtschaftlich“, stellte Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla klar. Deshalb gehe die Bahn hier auch Partnerschaften ein. Das Unternehmen kooperiert dabei mit der Österreichischen Staatsbahn.
Kritik an den ambitionierten Plänen kam von der Allianz pro Schiene. Scheuer solle erst einmal den Deutschlandtakt auf die Beine stellen, bevor ein Europatakt in Angriff genommen wird. Für den Minister passen beide Vorhaben dagegen gut zueinander. Ein „sowohl als auch“ sei der richtige Weg.
Bis zu einem modernen Netz von Schweden bis Portugal und von Warschau bis Zagreb ist es noch ein langer Weg. Viele Strecken müssen ausgebaut und elektrifiziert werden. Allein die langen Planungszeiten in Deutschland lassen daran zweifeln, dass TEE 2.0 noch in diesem Jahrzehnt realisiert werden kann.