„3D-Druck ersetzt traditionelle Fertigung“

von Redaktion

VON THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN

Krailling – Seit Herbst 2019 steht Marie Langer an der Spitze von EOS in Krailling (Landkreis Starnberg). Mit einem neuen Anspruch will die 34-jährige Psychologin dem weltgrößten Hersteller industrieller 3D-Drucker zu weiterem Wachstum verhelfen. „Technische Expertise haben wir genug im Unternehmen, aber in meiner Führungsrolle geht es viel um Psychologie und die ist auch entscheidend bei Transformationsprozessen in der Industrie“, sagt Marie Langer. Der 3D-Druck-Pionier reklamiert für sich schon lange die globale Technologieführerschaft.

„Wir haben mit etwa 4000 Systemen auch die weltweit größte installierte Basis an industriellen 3D-Druckern im Markt“, stellt die Familienunternehmerin klar. „3D-Druck erlaubt die Herstellung bionischer Bauteile. Wir lernen hier von der Natur, etwa einem Vogelknochen, der leicht, aber auch sehr stabil ist“, erläutert Langer. Solche Teile werden dann in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt, wo geringes Gewicht und hohe Belastbarkeit wichtig sind. Auch die Autobranche oder die Medizintechnik sind Hauptanwender der Zukunftstechnologie.

Dreidimensional gedruckt werden können vor allem Teile, die mit herkömmlichen Verfahren überhaupt nicht herstellbar wären. 1989 hat Langers Vater die Electro Optical Systems gegründet und mit ihr die 3D-Drucktechnologie in industriellem Maßstab entwickelt. Ihre Mutter war lange auch EOS-Personalchefin.

„Die Unternehmensnachfolge habe ich aber nicht mit Volldampf angesteuert“, stellt die heutige EOS-Chefin klar. Nach ihrem Psychologiestudium mit Fokus Führung und Organisationsentwicklung habe sie erst mal für eine Stiftung gearbeitet, die gerechte Bildungschancen für alle zum Ziel hatte. „2015 hat uns dann mein Vater angesprochen“, erzählt Marie Langer und meint mit „uns“ noch ihren Bruder Uli. Der ist etwas älter und wie der Vater Physiker. Interesse, die Firma zu übernehmen, hatte er aber nicht. „Es gab da nie einen Konflikt zwischen uns“, sagt die 34-Jährige. Bruder Uli arbeitet aber auch für EOS und hat sich der Kooperation mit Start-up-Firmen verschrieben. Der fast 70-jährige Vater hat sich in den Aufsichtsrat zurückgezogen. „Er hält sich an alle vereinbarten Regelungen wie ich auch“, sagt Marie Langer.

Was die EOS-Technologie angeht, schwärmt sie von Nachhaltigkeit. Die komme zum einen vom niedrigen Materialverbrauch des 3D-Drucks und auch der Langlebigkeit der Teile. In Form medizinischer Implantate könnten sie individuell angepasst werden, wie das mit traditioneller Fertigung nicht möglich wäre. Das steigert die Haltbarkeit. Wenn ein 3D-Drucker zum Ersatzteillager wird, entfällt zudem der Transport, was die Umwelt schont. „Mit einem 3D-Drucker fertigen Sie nur, was Sie gerade brauchen“, sagt Langer. 2022 will EOS erstmals auch biologisch abbaubares Kunststoffpulver einsetzen.

Nachdem Prototypen anfangs die Domäne der Technologie waren, geht es jetzt immer mehr in Massenproduktion. Stückzahlen bis in den Millionenbereich würden heute gedruckt, erzählt die EOS-Chefin. EOS liefert dazu nicht nur Drucker, sondern auch Material in Form spezieller Kunststoff- und Metallpulver sowie Software. Der Mittelständler kooperiert dabei mit Konzernen wie Siemens oder BASF.

„Unsere größten Wettbewerber sind aber Spritzguss und Fräsen“, sagt Langer und ergänzt: „Wir gehen davon aus, dass mindestens 20 Prozent traditioneller Fertigungstechnologien innerhalb der nächsten zehn Jahre durch industriellen 3D-Druck ersetzt werden können“, sagt sie. Bei der Herstellung von 3D-Druckern sieht Langer nicht nur EOS, sondern mit Trumpf in Baden-Württemberg und SLM in Lübeck weitere deutsche Firmen an der Weltspitze. Bei der Anwendung sehe es anders aus. Da seien US-Firmen und Firmen aus China oder Südkorea aktiver. Die Pandemie und ihr Druck auf internationale Lieferketten habe aber in Deutschland für ein Erwachen gesorgt.

Bei 3D-Druckmaschinen bleibt Deutschland aber technologisch weiter führend, zeigt eine Studie des Europäischen Patentamts von 2020. Bei 3D-Patentanmeldungen liegt EOS etwa in Gesellschaft von US-Riesen wie General Electric und HP auf Rang 20.

Auch die Politik interessiere sich zunehmend für 3D-Druck. „Sie will verhindern, dass passiert, was wir bei der Photovoltaik erlebt haben“, weiß Langer.

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