Frankfurt – Dank gut laufender Geschäfte macht die Deutsche Bank ihren Anteilseignern zunehmend Hoffnung auf die erste Gewinnausschüttung nach zwei Nullrunden. Es sei „realistisch, dass wir nächstes Jahr wieder eine Dividende an unsere Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten können“, sagte Konzernchef Christian Sewing bei der digitalen Hauptversammlung des Frankfurter Dax-Konzerns am Donnerstag. Den jüngsten Bonussprung verteidigte Sewing gegen deutliche Kritik der Anteilseigner.
Schon vor der Hauptversammlung hatte Sewing berichtet, dass der Aufwärtstrend nach dem besten Jahresstart seit 2014 anhalte. Ein „weiterhin guter Geschäftsverlauf im zweiten Quartal“ bestärke den Vorstand in der Erwartung, 2021 Erträge „auf dem hohen Niveau des vergangenen Jahres“ (24 Milliarden Euro) zu erreichen.
Analysten und Investoren bescheinigen dem Management große Fortschritte beim Konzernumbau. „Lange galt die Deutsche Bank am Kapitalmarkt als angezählt, heute wird sie als spannende Turn-around-Story gesehen“, befand Alexandra Annecke, Fondsmanagerin bei Union Investment. „Wir sehen endlich Licht am Ende des Tunnels.“
Der im April 2018 auf den Chefposten beförderte Sewing hat Deutschlands größtem Geldhaus einen grundlegenden Umbau verordnet inklusive des Abbaus tausender Stellen. Ein wichtiges Ziel: Die Abhängigkeit vom schwankungsanfälligen Kapitalmarktgeschäft verringern, das in der Vergangenheit mit Skandalen und etlichen teuren Rechtsstreitigkeiten für Negativ-Schlagzeilen sorgte.
Allerdings: Trotz Rückzugs aus dem weltweiten Aktienhandel trug die Investmentbank zuletzt den Löwenanteil zum Gewinn der Deutschen Bank bei. Vor allem die sprudelnden Geschäfte im Kapitalmarktgeschäft bescherten dem Institut 2020 den ersten Jahresüberschuss seit 2014.
„Unsere Bank steht stabil da, viele, wenn auch nicht alle Probleme vergangener Jahre sind abgearbeitet“, bilanzierte Aufsichtsratschef Paul Achleitner. Erst kürzlich mahnte die Finanzaufsicht Bafin mehr Anstrengungen der Bank beim Kampf gegen Geldwäsche an.
Auch üppige Boni etwa für Investmentbanker kommen bei Aktionären nicht gut an. „Die variablen Vergütungen sind 2020 um 29 Prozent gestiegen. Das ist zu viel in einem Jahr, in dem die Bank gerade einmal eine Milliarde Euro vor Steuern verdient hat“, kritisierte Andreas Thomae von Deka Investment. Der Bonustopf für 2020 war auf 1,9 Milliarden Euro angeschwollen. Die Vergütung des Vorstands stieg von 36 Millionen Euro im Vorjahr auf 50 Millionen Euro. Sewing verteidigte die Zahlungen als maßvoll und betonte, angesichts des Wettbewerbs um Talente sei es „notwendig und richtig“, Mitarbeiter „marktkonform und entsprechend ihrer herausragenden Leistung zu vergüten“. dpa