Stuttgart – Die weltweite Autoindustrie hat im ersten Quartal einer Studie zufolge schon wieder mehr umgesetzt und operativ auch mehr Geld verdient als vor der Corona-Krise. Der Gewinn der größten Autohersteller vor dem Abzug von Zinsen und Steuern stieg der Branchenerhebung des Beratungsunternehmens EY zufolge im Zehn-Jahres-Vergleich sogar auf den höchsten überhaupt in einem Startquartal gemessenen Wert.
Maßstab sind die Finanzkennzahlen der 16 größten Autohersteller. Unterstellt man konstante Wechselkurse, setzten die Branchenriesen zwischen Januar und Ende März 403 Milliarden Euro um – das sind rund 35 Milliarden mehr als im Vorjahr und nur rund 5,8 Milliarden weniger als im Rekordjahr 2018. Noch deutlicher stieg der operative Gewinn. Ohne Renault und den Stellantis-Konzern mit Marken wie Citroën, Opel und Peugeot, zu denen die entsprechenden Angaben fehlen, ergibt sich ein Wert von 29,4 Milliarden Euro. Der operative Branchengewinn lag damit fast ein Drittel höher als im bisher maßgebenden Startquartal 2017.
EY-Autoexperte Peter Fuß führt die Rekorde auch darauf zurück, dass viele Autokonzerne schon vor Corona Sparprogramme aufgelegt hatten, die angesichts der Pandemie oft nochmals verschärft wurden. So gelang es einer Reihe von Unternehmen, die Fixkosten zu senken. Bemerkenswert sei aber auch, dass sich das Hochfahren neuer Antriebstechnologien wie der Elektromobilität und ein deutliches Absatzplus bei Elektroautos und Plug-in-Hybriden nicht spürbar negativ auf die Marge ausgewirkt hätten.
Ob die Rekordjagd anhält, hängt entscheidend auch von der weiteren Entwicklung der noch immer ungelösten Chip-Krise ab, die bei zahlreichen Autoherstellern immer wieder für Produktionsstopps sorgt. Fuß sagt: „Die Lieferengpässe bei Halbleitern führen zu teils erheblichen Einschränkungen in der Produktion, im Lauf dieses Jahres dürften mehrere Millionen Fahrzeuge nicht gebaut werden.“
Bei den Verkaufszahlen hat die Autobranche das Vorkrisenniveau sowieso noch nicht erreicht. Der weltweite Pkw-Absatz legte laut Studie im Jahresvergleich zwar um 15 Prozent zu, lag mit 16,9 Millionen Fahrzeugen aber immer noch 9 Prozent niedriger als im ersten Quartal 2019.
Weiter an Bedeutung gewinnt der chinesische Markt – auch für die drei deutschen Autokonzerne. Insgesamt hätten Volkswagen, BMW und Daimler im ersten Quartal rund vier von zehn Neuwagen an einen chinesischen Kunden übergeben – im Vorjahresquartal lag der Anteil Chinas am Gesamtabsatz noch etwas niedriger. dpa