Studie sagt große Schließungswelle bei Bankfilialen voraus

von Redaktion

München – Auf Kunden und Mitarbeiter von europäischen Banken kommt nach einer neuen Studie die bisher größte Welle von Filialschließungen zu. Bis 2023 könnten die Privatbanken bis zu 40 Prozent ihrer Geschäftsstellen schließen, prophezeien die Finanzfachleute der Unternehmensberatung PwC Strategy in einer am Dienstag erschienenen Analyse.

Demnach ist der Durchschnittsgewinn pro Kunde im Coronajahr 2020 um acht Prozent auf 193 Euro abgesackt, auch die Umsätze gingen zurück. Ursachen sind demnach die gesunkene Zahl internationaler Transaktionen und Kreditkartenzahlungen sowie weniger Nachfrage bei Verbraucherkrediten.

Die Lage ist keineswegs überall gleich, doch gerade der deutsche Bankensektor steht demnach ziemlich schlecht da: In der Schweiz brachte ein Kunde im Schnitt 444 Euro Gewinn, in Österreich leicht überdurchschnittliche 208 Euro, in Deutschland dagegen unterdurchschnittliche 172 Euro.

Die sinkenden Margen verstärken nach Einschätzung der Unternehmensberater den Kostendruck erheblich. Sie verweisen auf die bereits angekündigten Stellenstreichungsprogramme vieler Großbanken von der Deutschen Bank bis zur französischen Societé Generale. Die Zahl der Bankfilialen in Europa könnte demnach bis 2023 von knapp 60 000 auf nur noch 36 000 sinken.

Das traditionelle Geschäftsmodell, demzufolge die Banken in ihren Filialen auf die Kundschaft warten, wird sich laut Studie umkehren: „Anstatt durch die besten Standorte möglichst viele Kunden in die Filialen zu locken, werden zukünftig durch gezieltes Online-Marketing Kundenkontakte gewonnen“, sagte Studienautor Pratz.

Im Sparkassen-Sektor, der nicht Teil der Studie war, lässt sich die Entwicklung seit Jahren beobachten. Im Krisen-Jahr 2020 hatte das Filialsterben an Tempo gewonnen, im Freistaat wurde rund jede zwölfte Filiale zugesperrt, die Zahl der Geschäftsstellen schrumpfte in nur einem Jahr um 8,3 Prozent, berichtete der bayerische Sparkassenverband im März.

Zwar werde der Umbau des alten Filialnetzes in Zukunft weitergehen, „eine Beschleunigung des Prozesses sehe ich derzeit aber nicht“, sagte gestern Ulrich Reuter, Präsident des Sparkassenverbands Bayern. „Das Kundenverhalten ändert sich und mit ihm die Sparkassen“, sagte Reuter. Die rapide Zunahme von Online-Transaktionen werde auch künftig zu einer noch geringeren Besuchshäufigkeit in den konventionellen Geschäftsstellen führen. dpa/sh

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