Zähe Erholung nach der Krise

von Redaktion

Berlin/München – In der Gastronomie klagen nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zwei von drei Unternehmen über sinkendes Eigenkapital, in der Freizeitwirtschaft ist es jedes zweite. Gesamtwirtschaftlich seien davon 24 Prozent der gut 27 000 vom DIHK befragten Unternehmen betroffen, berichtet das „Handelsblatt“. Besser als noch zu Beginn des Jahres beurteilten viele unternehmensnahe Dienstleister etwa aus den Bereichen Vermietung, Messe- und Kongresswirtschaft ihre finanzielle Situation. Von den Einzelhändlern klage noch ein Viertel über Liquiditätsengpässe und ein Drittel über einen Eigenkapitalrückgang. Die finanziellen Sorgen nehmen mit steigender Betriebsgröße ab. Während von den Firmen mit weniger als 20 Beschäftigten nur jede zweite die eigene Finanzlage als unproblematisch bezeichne, seien es bei Unternehmen mit 200 bis 1000 Mitarbeitern drei von vier. Kleinere Firmen haben schwerer Zugang zu Fremdkapital und erleben häufiger Forderungsausfälle als größere.

Rücksetzer in der Produktion

Lieferengpässe und knappe Rohstoffe dämpfen die eigentlich gute Entwicklung der deutschen Industrie. So lag die Gesamtherstellung im April im Vergleich zum März 1,0 Prozent tiefer, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Der Rücksetzer folgt allerdings auf einen deutlichen Produktionsanstieg im März. Bereits am Vortag hatte das Bundesamt zudem einen Rückgang der Aufträge gemeldet: Im Vergleich zum Vormonat gingen die Bestellungen im April um 0,2 Prozent zurück. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte den Dämpfer für die Produktion mit einer Knappheit bei Vorprodukten, vor allem bei Halbleitern und Bauholz. Schon seit Längerem gibt es im internationalen Handel zahlreiche Engpässe in der Lieferung von Rohstoffen und wichtigen Vorprodukten. Diese schlagen offensichtlich zunehmend auf die Produktion durch.

Knappheit schadet der Bauwirtschaft

Die Daten bestätigen die Sichtweise des Ministeriums: Besonders deutlich gab im April die Aktivität am Bau nach, die um 4,3 Prozent zurückging. In der Industrie ging die Warenherstellung um 0,7 Prozent zurück. In beiden Bereichen spielt die Verfügbarkeit von Vorprodukten und Rohstoffen eine entscheidende Rolle. Der Energiesektor weitete seine Produktion dagegen um 6,0 Prozent aus.

Nachdem die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal coronabedingt deutlich geschrumpft war, wird für das zweite Vierteljahr eigentlich mit einem Wachstumsschub gerechnet. Dieser dürfte jedoch durch die Industrie gebremst werden, sagte Commerzbank-Experte Ralph Solveen. Das Bundeswirtschaftsministerium gab sich zuversichtlicher: Die positive Entwicklung der Unternehmensstimmung und die stabilen Auftragseingänge sorgten für einen positiven Ausblick.

Erwartungen steigen – aber langsamer

Eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts ergab unterdessen, dass die Unternehmen ihre Produktion weiter ausweiten wollen – allerdings nicht mehr so stark wie zuletzt. Einen besonders starken Anstieg der Produktion erwarten die Bereiche Getränkeherstellung, Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten und der Maschinenbau mit Werten. Den deutlichsten Aufschwung gibt es bei der Herstellung von Bekleidung. Eher gering fallen die Wachstumserwartungen bei der Herstellung von Leder, Lederwaren und Schuhen, Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren sowie bei der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln aus.

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