Brüssel/Genf – Die EU und die USA setzen Strafzölle auf Produkte wie Flugzeuge, Wein oder Ketchup bis 2026 aus. Die am Dienstag bei Spitzengesprächen in Brüssel getroffene Vereinbarung soll es ermöglichen, den Streit über staatliche Hilfen für den US-Flugzeugbauer Boeing und seinen europäischen Rivalen Airbus in Ruhe zu lösen. Er wurde vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump mit der Einführung von Strafzöllen auf Importe aus der EU eskaliert. Die Europäische Union reagierte mit Sonderabgaben für Einfuhren aus den USA.
Die Zölle trafen bis vor Kurzem Exporte im Wert von umgerechnet rund 9,5 Milliarden Euro im Jahr. Auf eine Aussetzung um vier Monate hatten sich beide Seiten bereits verständigt. Die neue Absprache gilt für fünf Jahre.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete die Einigung vom Dienstag als einen „wichtigen Schritt zur Lösung des längsten Handelsstreits in der Geschichte der Welthandelsorganisation WTO“. Er zeige auch den neuen Geist der Zusammenarbeit zwischen der EU und den USA, sagte sie am Rande eines Gesprächs mit US-Präsident Joe Biden in Brüssel.
Airbus und Boeing begrüßten die Einigung. Die beiden Konzerne dürfte die Einigung stark entlasten. Die Corona-Krise hat den internationalen Luftverkehr ausgebremst und vielen Fluggesellschaften heftig zugesetzt, was zu zahlreichen Stornierungen und Verschiebungen von Flugzeugbestellungen führte. Zudem ist vor allem Boeing nach dem Debakel um seine wichtigste Baureihe 737 Max, die nach zwei Abstürzen über anderthalb Jahre weltweit mit Flugverboten belegt war, ohnehin angeschlagen. Hinzu kommt, dass China auf Hochtouren und mit hohen Subventionen an der Entwicklung eigener großer Verkehrsflugzeuge arbeitet.
Der Streit zwischen Boeing und Airbus ist der längste Konflikt in der Geschichte der WTO. Seit 2004 läuft die Auseinandersetzung zwischen den USA und der EU vor den Schiedsgerichten der Organisation. Die nun erzielte Einigung ist nach den starken transatlantischen Verstimmungen während der Trump-Ära ein großer Schritt zur Annäherung – auch wenn weiter unklar ist, wie der eigentliche Streit gelöst werden soll. Das liegt vor allem daran, dass die EU und die USA sehr unterschiedliche Modelle für die Unterstützung der Industrie haben und beide davon überzeugt sind, dass ihres das beste und fairste ist. dpa