München – Familienunternehmen gelten als wichtige Säule der bayerischen Wirtschaft, die vor allem in Krisenzeiten Stabilität verspricht. Heute treffen sich die bayerischen Familienunternehmer zu ihrem jährlichen Kongress. Ihr Landesvorsitzender ist Luitpold Prinz von Bayern. Im Interview spricht er über die Verantwortung des Unternehmers, Steuerpläne und die Zukunft von Großveranstaltungen.
Wie gehen bayerische Familienunternehmen durch die Corona-Krise?
Entscheidend ist, in welcher Branche man tätig ist. Gerade der stationäre Einzelhandel und die Gastronomie haben riesige Probleme bekommen, während Unternehmen wie Amazon ein unvergleichliches Wachstum erlebt haben. Dennoch haben die meisten Familienunternehmen überlebt, weil sie aus ihrem Privatvermögen geschöpft haben. Das mussten sie, weil die staatlichen Hilfen viel zu spät kamen. Durchschnittlich ist das Eigenkapital um zehn Prozent geschmolzen. Besonders mittelgroße Unternehmen mit 200 bis 300 Mitarbeitern sind betroffen, weil diese, wenn überhaupt, sehr spät Hilfen bekommen haben.
Welche Eigenschaften machen ein krisensicheres Unternehmen aus?
Das ist vor allem eine gesunde Eigenkapitalsubstanz. Ein Familienunternehmer nimmt auch eine Hypothek auf sein Haus auf, um die Firma zu retten, die er aufgebaut oder geerbt hat. Da gibt es ja einen emotionalen Bezug, auch zu den Mitarbeitern und der Region. Wenn man einfach so Arbeitsplätze streicht, verliert man im Ort das Gesicht. Ein Manager irgendeiner großen AG würde nie sein Privatvermögen für die Firma einbringen. Außerdem denken Familienunternehmen langfristig. Da geht es nicht darum, jeden möglichen Gewinn aus dem Unternehmen abzuschöpfen, sondern in Innovation und Rücklagen zu investieren.
Momentan wird die Einführung einer Vermögenssteuer diskutiert – auch um die Kosten der Pandemie stärker auf die Schultern der Wohlhabenden zu verteilen. Wie finden Sie das?
Gerade mit den Erfahrungen aus der Finanz- und der Corona-Krise sind alle Forderungen nach Bestandsbesteuerungen gefährlich. Das meiste Vermögen steckt ja in den Unternehmen. Wenn Sie heute eine 5G-fähige Hightech-Maschine kaufen ist das teuer und sie kriegen bei keiner Bank eine 100-Prozent-Finanzierung. Ohne Rücklagen im Unternehmen geht das also nicht. Um das nötige Kapital zu schaffen, müssten dann zum Beispiel Personalkosten reduziert werden. Was wir wirklich brauchen, um die Kosten der Krise zu bewältigen, ist Wachstum. Das hat sich schon 2008 bei der Finanzkrise bewiesen: Da haben wir dem Staat durch Wachstum wesentlich mehr Steuereinnahmen gebracht, als man an der Substanz hätte wegzwacken hätte können.
Was muss jetzt geschehen, um dieses Wachstum anzuregen?
Wenn man einer Kuh kein Heu gibt, kann man sie nicht melken. Die Staatsquote, also der Teil der Einnahmen eines Landes, den der Staat beansprucht, wächst jährlich, auch das Sozialbudget wächst mit, aktuell macht es 30,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Da muss man überlegen, ob man nicht auch weniger ausgeben könnte, statt immer mehr Steuern zu verlangen. Außerdem gibt es sehr veraltete Strukturen, das hat man jetzt in der Krise deutlich gesehen. Die Digitalisierung hat vorne und hinten nicht funktioniert, die Bürokratie hat die Prozesse stark verlangsamt. Wenn Sie heute ein großes Projekt planen, dauert das teilweise Jahrzehnte. All das macht es so schwer, voranzukommen. Wir müssen wieder lernen, dass es private Investitionen sind, die dieses Land groß gemacht haben. Aber wenn jetzt auch andereRahmenbedingungen wie CO2-Preise steigen, muss man sich schon fragen, wie wir wettbewerbsfähig bleiben.
Aber die Energiewende muss irgendwie bezahlt werden.
Dafür muss aber unser Erneuerbare-Energien-Gesetz reformiert werden. Allen voran müsste man dafür sorgen, dass Eigenenergieerzeugung nicht mit allen möglichen Abgaben belastet wird. Warum bauen die Unternehmen keine Wärmekopplungen in entsprechenden Mengen? Weil es mit zusätzlichen Belastungen verbunden ist.
Großveranstaltungen sind verboten und der Bierabsatz stark eingebrochen – wie gehen Sie als Chef der Kaltenberger Ritterspiele und der König Ludwig Brauerei durch die Krise?
Einen großen Teil unserer Bierabsatzes machen wir über die Gastronomie, der ist natürlich weggefallen, aber einen Teil können wir mit Flaschenbierverkäufen auffangen. Das Ritterturnier ist eine andere Geschichte, wir haben hier im Jahr sieben bis acht Großveranstaltungen, die seit zwei Jahren nicht stattfinden dürfen. Wir können zum Glück einigermaßen überleben, weil wir zu den wenigen gehören, die sich nicht gegen Pandemieschäden, sondern gegen Behördeneingriffe versichert haben.
Können Großveranstaltungen unter Corona-Bedingungen überhaupt funktionieren?
Mit einer Öffnung – und das gilt für alle Großveranstaltungen – hören die Probleme nicht auf: Mit den derzeitigen Abstandsregeln könnten wir höchstens 20 Prozent Auslastung realisieren, wir brauchen aber mindestens 70 Prozent, um überhaupt auf null zu kommen. Und Mittelalterveranstaltungen sind explizit von der Kulturförderung ausgeschlossen. Außerdem wird es in Zukunft schwierig, überhaupt die Fachleute zu bekommen, weil viele inzwischen in andere Berufe abwandern mussten.
Interview: Matthias Schneider