Abschied von der Nullzins-Ära

von Redaktion

„Große Wette“ der US-Notenbank Fed – Gold verliert an Wert

Washington/London – Die Entscheidung der US-Notenbank Fed, früher als erwartet die Zinsen anzuheben, hat teils zu heftigen Marktreaktionen geführt: Der Goldpreis ist am Donnerstag unter die Marke von 1800 US-Dollar gefallen. Nach der Zinsentscheidung vom Mittwochabend sank der Preis für das Edelmetall bereits um etwa 60 Dollar oder um mehr als drei Prozent. Gegen Mittag wurde eine Feinunze (31,1 Gramm) dann an der Börse in London zwischenzeitlich mit 1795 Dollar gehandelt. Damit lag der Goldpreis auf dem tiefsten Stand seit Anfang Mai.

In den USA gab es zuvor erste Hinweise auf eine Änderung der Geldpolitik. Zwar setzte die Fed bei ihrer Zinsentscheidung weiter auf die Fortsetzung ihrer extrem lockeren Geldpolitik. Sie gab sich aber zuversichtlicher für die US-Wirtschaft und signalisierte perspektivische Zinsanhebungen. Außerdem gab Notenbankpräsident Jerome Powell zu erkennen, dass über eine Rückführung der milliardenschweren Wertpapierkäufe debattiert wird.

Die Aussagen der US-Notenbank sorgten für einen kräftigen Anstieg der Renditen am Markt für Staatsanleihen. Die festverzinslichen Papiere werden damit für Investoren ein Stück weit attraktiver im direkten Vergleich zu Gold.

Außerdem lösten die Äußerungen der Fed kräftige Kursgewinne beim US-Dollar aus. Da Gold auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt wird, verteuert ein Kursanstieg das Edelmetall für viele Interessenten und bremst somit die Nachfrage.

„Die Fed vollzog heute einen Wandel“, kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank die Fed-Entscheidung am Mittwoch. Es sei klar, dass die Notenbank den Weg aus der expansiven Geldpolitik suche. „Die Inflationsraten klettern höher, als ursprünglich zu erwarten war.“ Tatsächlich legte die Teuerung in den USA zuletzt rasant zu. Im April lag die Inflationsrate bei 4,2 Prozent und im Mai bei 5,0 Prozent. Die Notenbanker sehen aber weiter kein Risiko, dass die Teuerung ausufert, und betrachten den Preisauftrieb als vorübergehendes Phänomen.

„Trotz der sich abzeichnenden Straffung des Zeitplans für den Exit setzt die Fed weiterhin darauf, dass sie es doch relativ langsam angehen kann“, erklärte Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner. Dies sei aber nur dann realistisch, wenn die US-Notenbank mit ihrer Einschätzung Recht behalte, dass die aktuell höhere Inflation von Sonderfaktoren getrieben werde und sich im nächsten Jahr wieder beruhigen werde. „Dieser Ausblick ist damit die große Wette der Fed“. dpa

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