Siemens-Chef Busch plant Digitalkonzern mit grüner Lieferkette

von Redaktion

München – Unter der neuen Führung von Roland Busch verschärft der Siemens-Konzern seine Klimaziele und nimmt verstärkt die Lieferketten ins Visier. Das teilte der Konzern gestern anlässlich des Kapitalmarkttags in München mit. Demnach verpflichtet sich Siemens, in seiner Lieferkette den Ausstoß des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid (CO2) bis zum Jahr 2030 um 20 Prozent zu senken. Bis 2050 strebt das Unternehmen eine CO2-neutrale Lieferkette an. Am bereits bestehenden Ziel, bis Ende des Jahrzehnts komplett CO2-neutral zu produzieren, will Siemens festhalten.

„Wir bekennen uns klarer denn je zur Nachhaltigkeit“, bekräftigte Busch gestern. Und bei Investitionsentscheidungen soll das Thema Nachhaltigkeit in Zukunft offiziell strategisches Ziel sein.

Hinter dem grünen Kurs steckt nicht nur Überzeugung, sondern auch wirtschaftlichen Kalkül. Siemens sieht hier großes Wachstumspotenzial. „Unsere Wachstumsmärkte sind Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit“, verkündete Busch den Investoren.

Das heißt auch: Busch will Siemens zu einem Digitalkonzern umbauen. Als erstes großes Projekt in seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender hat sich Busch die Sparte Digital Industries vorgenommen, sie soll „grundlegend“ umgebaut werden.

Konkret heißt das: Das Geschäft mit Industriesoftware zieht auf eine Cloud um, Kunden – etwa mittelständische Firmen – sollen die Software in Zukunft mieten, statt die Lizenzen zu kaufen. Damit will Siemens die Digitalisierung ganzer Industriebranchen beschleunigen.

Verglichen mit dem Radikalumbau unter Buschs Vorgänger Joe Kaeser – er hatte Siemens Healthineers und Siemens Energy an die Börse gebracht – ist die gestrige Ankündigung ein vergleichsweise kleiner Schritt. Derzeit sind neue Börsengänge nicht geplant. Das ist auch naheliegend, da Busch als Technologievorstand und später als Vize-Chef maßgeblich an Kaesers Umbau beteiligt war.

Nach einem halben Jahr im Amt lässt sich Buschs Konzernpolitik bisher so zusammenfassen: Die große Struktur des Konzerns steht, jetzt werden die einzelnen Teilbereiche digitalisiert und auf Nachhaltigkeit getrimmt.

Den Anlegern versprach Busch zudem eine Ausschüttungspolitik, bei der Dividenden jedes Jahr steigen oder zum Vorjahr mindestens gleich bleiben. Im Corona-Geschäftsjahr, das bei Siemens Ende September 2020 endete, hatte der Konzern erstmals seit sieben Jahren die Dividende gesenkt. Busch kündigte gestern außerdem ein neues Aktienrückkaufprogramm von bis zu drei Milliarden Euro bis 2026 an. Rückkäufe wirken sich in der Regel langfristig positiv auf den Aktienkurs aus, da dadurch die Gesamtsumme der am Markt gehandelten Aktien sinkt. SEBASTIAN HÖLZLE

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