Wohneigentum immer beliebter – und immer teurer

von Redaktion

München – Für 97 Prozent der Deutschen ist ein schönes Zuhause wichtig und für immer mehr auch der Wunsch nach eigenen vier Wänden. Vor zwei Jahren waren es zwei Drittel, mittlerweile sind 72 Prozent. „So groß der Wunsch ist, so wenig realisierbar scheint er: Bei Mieterinnen und Mietern macht sich Torschlusspanik breit“, sagt Mirjam Mohr, Vorstandsmitglied des Immobilienfinanzierungs-Vermittlers Interhyp. „Sie befürchten, dass sie in der angespannten Marktlage kein Eigentum mehr kaufen können.“ Das Angebot an Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern ist begrenzt und die Preise steigen weiter. Im ersten Halbjahr stiegen die Kaufpreise ohne Nebenkosten im Schnitt um 9,4 Prozent und lagen absolut bei 454 000 Euro. Mit deutlich höheren Preisen in den Großstädten, wobei München mit durchschnittlich 799 000 Euro mit Abstand an der Spitze steht.

Im vergangenen Jahr hatte der Durchschnittspreis noch bei 415 000 Euro gelegen – fast zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor. „Für das gesamte Jahr erwarten wir im Durchschnitt eine anhaltend hohe Nachfrage und hohe, eher steigende Preise“, sagte Mohr bei der Vorstellung der aktuellen Wohnraumstudie von Interhyp. Für München nennt Interhyp für 2020 einen Durchschnittspreis von 799 000 Euro, fast 30 Prozent mehr als 2015. Andere Studien zufolge muss man in der bayrischen Landeshauptstadt für nur 43 Quadratmeter rund 350 000 Euro auf den Tisch legen. Eine Preisblase sieht Mohr nicht, zudem gebe es „punktuell“ auch Preisrückgänge. Prinzipiell mache sich in den hohen Preisen die Knappheit bemerkbar. Die Politik sei aufgefordert, mehr Wohnraum zu schaffen.

Wer ein Objekt findet und kaufen will, muss nicht nur mehr bezahlen, er muss auch mehr Eigenkapital mitbringen. Nach Angaben von Interhyp ist der Anteil im ersten Halbjahr gegenüber 2020 von durchschnittlich 115 000 auf 129 000 Euro gestiegen.

Bezogen auf die Bundesländer bleibt Wohneigentum in Bayern mit durchschnittlich 580 000 Euro am teuersten. Sachsen-Anhalt ist mit 264 500 Euro am günstigsten.

Angesichts der Preisentwicklung in den Städten wollen der Studie zufolge 56 Prozent der Deutschen im Umland oder auf Dörfern nach Wohneigentum suchen, 44 Prozent in den Städten. 2019 hatten noch mehr als die Hälfte die Stadt bevorzugt. „Die Deutschen zieht es aufs Land“, sagt Mohr. Zwei Drittel wünschen sich ein freistehendes Haus im Bauhaus-Stil mit im Schnitt mindestens 135 Quadratmetern und das mit den drei „Gs“ – Garten, Garage und Gäste-WC. Trotz Homeoffice steht ein Arbeitszimmer nicht ganz oben auf der Wunschliste.

ROLF OBERTREIS

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