München – Nachhaltigkeit, fängt oft bei kleinen, ganz alltäglichen Dingen an. Zahnbürsten etwa. Wer hat sich noch nicht über eine elektrische Bürste geärgert, die schon nach wenigen Jahren ein Fall für den Wertstoffhof wird, weil der Akku versagt, obwohl die Mechanik einwandfrei funktioniert? Und selbst bei den kleinen Dingen ist es oft sinnvoll, bescheidener anzufangen. Stefan Walter und Florian Kiener kamen aus der Konsumgüterbranche, bevor sie sich 2016 mit der Münchner Firma Happybrush mit nachhaltigen Mundpflegeprodukten selbstständig machten.
Das Akku-Problem haben sie bis heute nicht lösen können. Denn Akku-Wechsel durch den Kunden und die notwendige Wasserdichtigkeit lassen sich bis heute nicht unter einen Hut bringen, wie Stefan Walter erklärt. Aber die Bürsten von Happybrush halten mindestens fünf Jahre und die Option für einen professionellen Akku-Wechsel ist in Vorbereitung. Der Weg zu immer nachhaltigeren Produkten besteht aus kleinen Einzelschritten. Den Einsatz von Recycling-Kunststoff nennen Walter und Kiener, den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen, von weniger und ökologisch möglichst verträglichem Verpackungsmaterial. und den Verzicht auf Mikroplastik. Happybrush ist ein Beispiel dafür, dass Nachhaltigkeit ein erfolgreiches Geschäftsmodell sein kann. Das Unternehmen mit 25 Mitarbeitern macht Gewinn und plant heuer beim Umsatz in den zweistelligen Millionenbereich vorzustoßen.
Nicht nur umweltbewusste Kunden verlangen nach entsprechenden Produkten. Auch für die Finanzierung wird das Thema wichtiger. So gibt es, wie Bernhard Geyer, Niederlassungsleiter Firmenkunden der Commerzbank in München erläutert, Finanzierungsmodelle, in denen Nachhaltigkeitsziele neben wirtschaftlichen Fakten eine Rolle spielen. Das funktioniert nur, wenn auf der anderen Seite Anleger entsprechende Produkte für den Einsatz ihres Geldes nachfragen.
Und dem Mittelstand ist die Wichtigkeit des Themas bewusst: Rund 80 Prozent der Unternehmer schätzen es für ihre Zukunftsfähigkeit als notwendig ein und 67 Prozent auch als Chance für die Wettbewerbsfähigkeit, ergab die Studie „Die Chancen des Green Deal“, die die Commerzbank bei Forsa in Auftrag gegeben hat. Und immerhin zwischen 36 und 42 Prozent gaben bei zwei Befragungsterminen an, dass sie bereits einen Nachhaltigkeitsstrategie haben. Und immerhin zwischen 20 und 30 Prozent sind in der Planung für eine solche Strategie. Man kann die Unternehmen durch sprunghafte Regulierungsansätze in dieser Hinsicht aber auch überfordern: 91 Prozent wünschen sich von der Politik Planungssicherheit und 90 Prozent ganz konkret verlässliche Energiepreise. MARTIN PREM