Mehr Langzeitarbeitslose in Bayern

von Redaktion

80 Prozent der Stellen für Fachkräfte

Nürnberg – Der bayerische Arbeitsmarkt hat sich im ersten Halbjahr spürbar erholt, doch viele finden nach wie vor keine Arbeit. Das teilte die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit (BA) gestern in Nürnberg mitteilte. Die Zahl der Erwerbslosen hatte im Januar 2021 mit 316 791 Betroffenen seit Beginn der Pandemie ihren Zenit erreicht. Seit Februar ist diese Zahl kontinuierlich zurückgegangen, bis sie im Juni 256 800 erreichte. Das sind knapp 60 000 Arbeitslose mehr als vor der Krise, aber etwa 36 000 weniger als im Vorjahr. „Das Kurzarbeitergeld erweist sich als wirksames Instrument gegen die Arbeitslosigkeit“, betonte BA-Bayern-Chef Ralf Holtzwart. 2021 seien bisher 2,8 Milliarden Euro ausgezahlt worden, man rechne mit insgesamt vier Milliarden. Die größte Gruppe stellen Mitarbeiter in der Automobilindustrie, gefolgt von Gastgewerbe und dem Handel. Wegen der positiven wirtschaftlichen Aussichten sei ein weiterer Rückgang zu erwarten. Der bisher größte Sprung geschah von Februar auf März. Hier kehrten 80 000 Menschen in die Vollbeschäftigung zurück. Für den Jahresdurschnitt erwartet die BA einen Rückgang auf 255 000. Doch während die Wirtschaft sich mit den gesunkenen Corona-Infektionszahlen wieder erholt hat, bleiben immer mehr Langzeitarbeitslose auf der Strecke: Im Juni 2021 waren 75 162 Menschen über ein Jahr ohne feste Anstellung, 24 389 mehr als im Vorjahr und 31 802 mehr als im Sommer vor der Pandemie. „Langzeitarbeitslosigkeit führt zu einem abnehmenden Selbstwertgefühl und steigendem Krankheitsrisiko“, erklärte Ralf Holtzwart. „Nur ist die Vermittlung oft nicht einfach.“ Denn 46 Prozent aller Arbeitslosen hätten keine abgeschlossene Berufsausbildung, während 80 Prozent der Stellen für Fachkräfte und Akademiker ausgeschrieben sind. „Diese Zielgruppe vermitteln wir vor allem als Helfer an die Wirtschaft, damit sie wieder Fuß fassen und sich – nach einer Stabilisierungsphase – intern weiterbilden können.“ Seit Anfang 2019 hatten 85 000 Menschen eine solche Fördermaßnahme in Anspruch genommen, 17 000 davon in einem bestehenden Arbeitsverhältnis. Holzwart betonte, dass noch viel mehr Arbeitslose auf diesem Weg wieder ins Berufsleben finden könnten. „Wir haben in der Pandemie auch dazugelernt und unsere digitalen Angebote stark ausgebaut“, so der Direktionsleiter. „Wir wollen, dass die Menschen einen möglichst leichten Zugang zu unseren Beratern haben.“ Denn lebenslanges Lernen sei unerlässlich geworden. Das gelte nicht nur für Berufstätige, sondern auch für Einsteiger: „Wir beobachten, dass die Ansprüche der Wirtschaft an die Qualifikation der Bewerber steigen.“ Darum sei jetzt der richtige Zeitpunkt, Kontakt zu einem Berufsberater aufzunehmen. Aktuell seien 40 858 Ausbildungsstellen unbesetzt und 20 824 Schulabgänger noch auf der Suche. Viele offene Stellen gebe es im Verkauf, in den Metall- und Elektronikberufen, im Baugewerbe, der Lebensmittelherstellung, Hotellerie und Gastronomie, sowie in der Logistik.

MATTHIAS SCHNEIDER

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