München – Die bayerische Metall- und Elektroindustrie (M+E-Industrie) erholt sich nach einem harten Winter spürbar, wie die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbm) gestern in München bekannt gab. „Klar ist, es geht bergauf“, sagte vbm-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. „So werden wir in diesem Jahr das Niveau von vor der Corona-Krise erreichen, das Vorrezensionsniveau aus dem Jahr 2018 aber erst 2022.“
Das liegt nicht zuletzt am Export, der wieder zugelegt hat. Zuletzt lagen die Ausfuhren fast wieder auf dem Niveau vor der Corona-Krise – allerdings noch fünf Prozent unter dem ersten Quartal 2019.
Doch trotz starken Wachstums fährt jedes fünfte Unternehmen Kurzarbeit. Bei zwei von drei der betroffenen Unternehmen liegt das an mangelnden Aufträgen, bei jedem fünften kommt Materialmangel hinzu. Denn dieser „ist inzwischen ein echtes Aufschwungshindernis“, betont Brossardt. Jedes zweite Unternehmen bekomme nicht genügend oder überhaupt keine Teile und wenn, dann mit drastischen Kostenaufschlägen. Schuld seien vor allem die Verwerfungen internationaler Lieferketten durch die Corona-Pandemie. Dass es trotz der Engpässe nicht zu mehr Entlassungen komme, liegt laut Brossart an der Kurzarbeit. Doch trotz staatlicher Hilfen werden im Jahresverlauf weitere 10 000 Stellen abgebaut. Damit werden in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie 837 000 Menschen beschäftigt sein, 35 000 weniger als zum Höchststand im Juni 2019. Der Stellenabbau soll bis Ende 2021 beendet sein. Ein Zuwachs sei in nächster Zeit aber nicht absehbar, nur jedes dritte Unternehmen will Investitionen tätigen: „Während die Transformation in der M+E-Industrie auf der einen Seite dazu führt, dass Arbeitsplätze wegfallen, entstehen auf der anderen Seite auch neue“, so Berhard Brossardt. Gemeint ist, dass in Zukunft neue Berufsfelder erschlossen werden müssen, während andere nicht mehr gefragt sind.
Beim Blick in die Zukunft schauen einige Unternehmen ins europäische Ausland: 61,3 Prozent der befragten Unternehmen wollen im zweiten Halbjahr die Produktion im Ausland steigern, nur 51,2 Prozent wollen auch in Deutschland ausbauen. Dafür wollen 11 Prozent der Befragten die Produktion im Inland sogar verringern. Lediglich 0,6 Prozent wollen ihre Kapazitäten im Ausland verringern. Etwa 38 Prozent wollen das aktuelle Level sowohl im In- als auch im Ausland halten. Die Prognosen für die Beschäftigung in Deutschland ist schlechter: Lediglich ein Viertel der Befragten will neue Stellen schaffen, 54,2 Prozent ihren Personalstamm halten. 20,8 Prozent wollen jedoch Stellen abbauen. Diese werden ins Ausland verlagert: 34,6 Prozent wollen hier aufstocken, lediglich 6,8 Prozent Stellen abbauen.
Matthias Schneider