Rohstoffmangel setzt der Industrie zu

von Redaktion

München – Industrielle Vorprodukte wie Holz, Stahl oder Plastik sind knapp – das setzt Industrie und Handwerk unter Druck. Nach Expertenmeinung gehen die gestiegenen Preise weiter nach oben. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Peter Adrian, spricht von einem „großen Problem“. Ein Überblick über die aktuell knappen Rohstoffe:

Stahl

Jahrelang klagte Europas Stahlindustrie wegen asiatischer Billigimporte über Absatzprobleme. Vorbei. Bei Thyssenkrupp ist von einem „Stahlengpass in Europa“ die Rede. Der steile Preisanstieg habe „selbst unsere sehr optimistischen Erwartungen übertroffen“, sagt David Varga vom Bankhaus Metzler. Die höheren Stahlpreise treffen nicht nur Bau, Autoindustrie oder Maschinenbau. Auch Konservendosen verteuerten sich kräftig. Einen Preisaufschlag um 30 bis 80 Prozent bei Blechdosen und Deckeln beklagte der Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK).

Glas

Es gibt einen klaren Trendvom Kunststoff und zurück zum Glas. So seien auch die Kosten für Konserven- und Marmeladengläser gestiegen, heißt es beim Branchenverband BOGK. Müssen die Verbraucher sich also auf höhere Preise einstellen? Die Antwort bei den Konservenproduzenten ist eindeutig: Es sei schwer vorstellbar, dass sich die „Verwerfungen am Ende nicht auch auf die Verbraucherpreise auswirken werden“.

Kautschuk

Auch bei Autoreifen müssen sich Verbraucher auf höhere Kosten einstellen, warnte kürzlich der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV). Man gehe davon aus, dass es in den kommenden Monaten, etwa beim Umrüsten auf Winterreifen, zu „spürbaren Preiserhöhungen“ komme. Denn die Kosten für Rohstoffe, Energie und Logistik haben angezogen. So seien die Kosten für Naturkautschuk stark gestiegen. Der Mittelwert für das erste Halbjahr habe 57 Prozent über dem Vorjahr gelegen. Und mit dem Anziehen der Ölpreise hätten sich auch auf petrochemischer Basis hergestellte synthetische Kautschuke stark verteuert.

Holz

Beim Holz gibt es weiterhin eine „Ausnahmesituation“, die an Störungen der Lieferketten und nachfolgenden Marktverzerrungen liegt, wie es Denny Ohnesorge vom Hauptverband der Deutschen Holzindustrie formuliert. Die Nachfrage im Bau sei im Inland wie im Ausland hoch, große Mengen gehen in die USA. Das Bauholz verteuerte sich im Mai 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat laut Holzwirtschaftsrat um 38,4 Prozent. Bis Ende des Jahres erwartet Ohnesorge eine leichte Entspannung der Situation.

Plastik

Hersteller von Plastikverpackungen berichten von Materialknappheit und höheren Kosten wegen Corona-Störungen im Welthandel und wegen Folgen höherer Gewalt – fast die Hälfte von etwa 100 Unternehmen in Deutschland schätzte die Rohstoffverfügbarkeit als schlecht oder sehr schlecht ein, wie die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen unter Bezug auf eine Branchenumfrage im Juni berichtet. Die Preise für Rohstoffe hätten seit Januar stark angezogen – bei weit verbreiteten Kunststoffen, den Polyolefinen, um bis zu 80 Prozent. Es geht zum Beispiel um Plastiktüten, Lebensmittelschachteln und Folien.

Halbleiter

Für viele Branchen sind Halbleiter ein zentrales Bauteil und damit eine Art Rohstoff. Seit mehr als einem halben Jahr bringt der Mangel an wichtigen elektronischen Bauteilen die Autobauer weltweit aus dem Takt. Der Engpass an Halbleitern sorgt bei VW, Daimler, BMW und anderen Firmen immer wieder für Produktionsausfälle und verlängert aus Kundensicht die Lieferfristen neuer Fahrzeuge teils erheblich. Wegen des coronabedingten Nachfrageeinbruchs 2020 hatten die Konzerne große Kontingente dieser Chipkomponenten abbestellt – im aktuellen Aufschwung fehlen die Teile.

Wellpappe

Die Hersteller von Wellpappe berichten von deutlichen Preissteigerungen bei ihrem wichtigsten Rohstoff, dem Wellpappenrohpapier. Nach Angaben des Branchenverbandes VDW kostete es im Juni über alle Sorten hinweg durchschnittlich 40,1 Prozent mehr als im September 2020. Sorten auf der Basis von Altpapier verteuerten sich sogar um 60 Prozent.

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