München – Eigentlich könnte Guillaume Faury etwas aufatmen. Einen 30-prozentigen Umsatzsprung auf 24,6 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 2,2 Milliarden Euro konnte der Chef des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns im ersten Halbjahr 2021 nun präsentieren. Im Vorjahr standen noch 1,9 Milliarden Euro Verlust zu Buche. Doch bei internen Umbauplänen für die Werksstruktur in Europa kommt Airbus nicht voran. Mit Betriebsräten und Gewerkschaftern heftig gestritten wird in Deutschland. „Es sind sehr schwierige Gespräche“, räumt Faury ein. Im Zentrum steht die deutsche Tochter Premium Aerotec und deren Standorte Augsburg und Varel. Dort will Faury die Kleinteilefertigung abspalten und verkaufen, was in Augsburg 2200 und in Varel 1300 Stellen betrifft. IG Metall und Betriebsrat kritisieren die Ungleichbehandlung gegenüber dem französischen Pendant Stelia Aerospace. Diese Airbus-Tochter soll im Airbus-Verbund bleiben, obwohl sie ähnlich strukturiert ist. Mittlerweile ist der Streit politisch geworden. Ein Verkauf würde den Luftfahrtstandort Deutschland nachhaltig schwächen, tausende Arbeitsplätze gefährden und Standorte infrage stellen, haben IG Metall und Betriebsräte an das Bundeskanzleramt geschrieben. Politische Hilfe erhoffen sie sich vor allem, weil Deutschland wie Frankreich mit elf Prozent an Airbus beteiligt ist. Doch zu einem jüngsten Treffen von Faury im Bundeskanzleramt waren Arbeitnehmer nicht eingeladen. Nicht gerade entspannt hat sich die Lage auch bei einem Treffen zwischen Management und Betriebsräten. Es sei konstruktiv gewesen, teilte Airbus danach mit, rückt aber von Verkaufsplänen nicht ab. Das Airbus-Statement sei eine „Frechheit“, erklärt der Gesamtbetriebsrat. Das deutsch-französische Gleichgewicht im Konzern gehe endgültig verloren, fürchten die Arbeitnehmer, in Frankreich arbeiten heute 32 443 Beschäftigte für Airbus, in Deutschland nur 27 358 Leute. Durch die Ausgliederung verschöben sich die Verhältnisse weiter Richtung Frankreich. Die Landesregierungen in München und Hannover haben Partei für ihre Standorte ergriffen. Das Machtwort könnte jetzt die Bundesregierung sprechen. Ob sie es tut, ist offen. THOMAS MAGENHEIM-HÖRMANN