Frankfurt – Kosten für Stellenabbau und Filialschließungen haben die Commerzbank im zweiten Quartal tief in die roten Zahlen gerissen und lassen einen Jahresgewinn unwahrscheinlicher werden. „Das schwabbelt ziemlich um die Nulllinie herum, das kann positiv sein, das kann aber auch negativ sein“, sagte Finanzchefin Bettina Orlopp auf die Frage, ob der Vorstand einen Überschuss im Gesamtjahr 2021 für möglich hält.
Vorstandschef Manfred Knof machte bei der Vorlage der Zwischenbilanz klar: Es gibt keine Alternative zu dem auf drei Jahre angelegten Konzernumbau. Der Manager betonte zugleich: „Es ist zu früh, hier zufrieden zu sein. Das ist kein Sprint, das ist ein Marathon.“ Ende Juni standen 394 Millionen Euro Verlust in der Halbjahresbilanz. Zum Jahresauftakt hatte die Commerzbank noch mit der Rückkehr in die Gewinnzone überrascht. Doch hohe Kosten für den Konzernumbau sowie weitere Rückschläge im zweiten Vierteljahr pulverisierten die Anfangserfolge. Für den Zeitraum April bis Juni wies die Commerzbank 527 Millionen Euro Verlust aus – nach einem Gewinn von 183 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Knof äußerte sich gleichwohl zufrieden: „Wir haben im ersten Halbjahr ein solides operatives Ergebnis erzielt.“ Im Tagesgeschäft verdiente die Bank im ersten Halbjahr 570 Millionen Euro, davon gerade einmal 32 Millionen Euro im zweiten Quartal.
Teuer zu stehen kommt die Commerzbank der forcierte Konzernumbau. 976 Millionen Euro Aufwendungen buchte das Institut dafür im ersten Halbjahr, davon 511 Millionen im zweiten Quartal. Die verbleibenden rund 170 Millionen Euro der gesamten Umbaukosten von ungefähr 2,06 Milliarden Euro will die Bank überwiegend voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2021 veranschlagen. Im zweiten Quartal kamen ungeplante Belastungen hinzu: 200 Millionen Euro schrieb die Bank dafür ab, dass sie die unter Knofs Vorgänger Martin Zielke angeschobene Auslagerung der Wertpapierabwicklung abblies. Zudem schmälerten Rückstellungen in Höhe von 66 Millionen Euro infolge des Urteils des Bundesgerichtshofs zum Thema Bankgebühren das Quartalsergebnis. dpa