Frankfurt – Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie hat es die Lufthansa im zweiten Quartal geschafft, den Mittelabfluss dank deutlich gestiegener Buchungen zu stoppen. Trotzdem steckt die Airline weiter tief in den roten Zahlen. In den ersten sechs Monaten belief sich der Verlust auf weitere 1,8 Milliarden Euro, wie Vorstandschef Carsten Spohr und Finanzchef Remco Steenbergen einräumen mussten. Es war aber nur noch halb so viel wie im Vorjahreszeitraum. Im zweiten Halbjahr hofft Spohr auf weiter anziehende Buchungen, im Geschäftsreiseverkehr und durch die Aufhebung der Reisebeschränkungen in die USA.
Allein im Juni sei die Zahl der Buchungen doppelt so hoch gewesen wie noch Anfang April, sagt Spohr. Zugleich habe man die Kosten weiter senken können. „Dadurch konnten wir in der jetzigen Wiederbelebung unseres Geschäftes den Mittelabfluss stoppen und erstmalig seit Beginn der Pandemie wieder einen positiven Cashflow erwirtschaften.“ Er summierte sich im zweiten Quartal auf 784 Millionen Euro.
Zugleich komme man beim Ziel voran, bis 2024 mehr als 3,5 Milliarden Euro einzusparen. Für mehr als die Hälfte der geplanten Kostensenkungen seien die Maßnahmen bereits umgesetzt. Das betrifft in erster Linie den Personalabbau. Ende Juni beschäftigte Lufthansa weltweit 108 000 Menschen. Das waren 30 000 weniger als vor der Krise. Derzeit läuft ein freiwilliges Abbau-Programm in Deutschland. Dort werden insgesamt 10 000 Stellen gestrichen. Für 5000 gibt es laut Spohr bereits freiwillige Vereinbarungen, auch für knapp 400 Pilotinnen und Piloten. Für weitere 5000 soll es noch Angebote geben. Allerdings sind auch Kündigungen nicht ausgeschlossen. Für die Piloten von Lufthansa und Lufthansa Frachtsparte gibt es bislang keine entsprechende Vereinbarung. Bei Swiss werden bis Jahresende 2000 Stellen gestrichen, davon rund 500 durch betriebsbedingte Kündigungen. Dass bislang 30 000 Kolleginnen und Kollegen die Lufthansa verlassen hätten, sei schmerzlich, sagt Spohr. Aber es sei für die nachhaltige Rettung der über 100 000 verbliebenen Arbeitsplätze unausweichlich.
Im ersten Halbjahr verbuchte die Lufthansa mit Swiss, Austrian, Brussels und Eurowings einen Umsatz von 5,7 Milliarden Euro, ein Drittel weniger als in den ersten sechs Monaten 2020, als der Flugverkehr Mitte März noch weitgehend normal verlaufen war. Im zweiten Quartal waren es 3,2 Milliarden Euro und damit 70 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2020, als praktisch alle Jets am Boden bleiben mussten. Der Betriebsverlust belief sich im ersten Halbjahr auf zwei Milliarden Euro, der Nettoverlust auf 1,8 Milliarden Euro. Allein bei 2,5 Milliarden Euro lag das Minus im Passagiergeschäft bei Lufthansa, Austrian, Swiss und Eurowings. Im ersten Halbjahr zählten sie zehn Millionen Fluggäste. In den ersten sechs Monaten 2020 waren es wegen des noch normalen ersten Quartals 23,4 Millionen, in den ersten sechs Monaten 2019 rund 68,9 Millionen. Das Flugangebot lag im Juni bei 40 Prozent des Vorkrisenniveaus. Aktuell stehen noch 200 der insgesamt 734 Jets des Konzerns am Boden oder sind bereits ausgemustert.
Die Nettokreditverschuldung der Lufthansa stieg um 22 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro. Sie lag aber um eine Milliarde Euro niedriger als Ende 2020, weil die Lufthansa weitere 1,5 Milliarden Euro an Staatshilfe in Anspruch genommen hat. Damit nutzt die Airline jetzt vier Milliarden Euro der angebotenen Gesamt-Unterstützung von neun Milliarden Euro aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Belgien.