Berlin – Wieder einmal hat Claus Weselsky einen großen Auftritt. Der 62-jährige Sachse ist seit 2008 Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und als solcher hat er die Bahn und ihre Kunden schon mehrfach das Fürchten gelehrt. Seine Gegner bezeichnen den Mann mit dem inzwischen grauen Oberlippenbärtchen als „kompromisslos“, als „Scharfmacher“ und „Strippenzieher“. Sein Ziel sind nicht nur Verbesserungen für seine Klientel; er ist ist auch von der Vision beseelt, sich gegen die Konkurrenz-Gewerkschaft EVG durchzusetzen.
Weselsky wurde in eine Dresdner Arbeiterfamilie geboren und absolvierte seine Ausbildung zum Schienenfahrzeugschlosser und Lokführer noch bei der Deutschen Reichsbahn, bevor sie 1993 mit der Bundesbahn zusammenging und zur DB wurde. Zum letzten Mal hat er 1992 selbst einen Zug gesteuert; seither widmet er sich seiner Karriere als Arbeitnehmervertreter.
1990 trat er der wiedergegründeten GDL bei. 1999 war er stellvertetender Vorsitzender im fusionierten Bezirk Berlin-Sachsen-Brandenburg, sein Aufstieg begann. Bundesweit bekannt wurde er als Vizechef der GDL im Tarifkonflikt 2007. Das Angebot, Personalvorstand der Bahn zu werden, lehnte er ab. In diesem Jahr wurde er aber CDU-Mitglied. 2008 trat er als Nachfolger von Manfred Schell an die Spitze der GDL.
Der machtbewusste Boss der Lokführer brachte 2015 die ganze bahnfahrende Republik mit bis zu 61 Stunden langen Streiks gegen sich auf. Er wurde als „meistgehasster Gewerkschafter“ betitelt. So etwas ficht ihn nicht an, auch heute nicht. Sein Vorbild soll der Reformator Martin Luther sein. Dessen berühmteste Worte: „Hier stehe ich und kann nicht anders.“ bw