Herzogenaurach – 16 Jahre nach dem teuren Kauf mit hohen Erwartungen trennt sich Adidas wieder von der US-Marke Reebok. Es ist ein gewaltiges Verlustgeschäft.
Adidas wollte mit der teuren Übernahme im Jahr 2005 dem weltgrößten Sportartikelhersteller Nike auf dessen US-Heimatmarkt ernsthaft zu Leibe rücken. „Ich sehe keine Risiken für diese Übernahme“, betonte der damalige Adidas-Chef Herbert Hainer. Eine Fehleinschätzung, die nun von Hainer-Nachfolger Kasper Rorsted beendet wird. Er verkauft Reebok zurück in die USA an die dortige Beteiligungsfirma Authentic Brands Group (ABG).
Der Verkaufspreis ist unklar. „Bis zu“ 2,1 Milliarden Euro zahle ABG größtenteils bar. „Der Rest setzt sich aus aufgeschobenen und bedingten Gegenleistungen zusammen“, heißt es vage. Aufgeschoben bedeutet, dass ABG Reebok-Lagerbestände erst zu einem späteren Zeitpunkt ablöst. Bedingt erinnert das an Klauseln beim Verkauf eines Fußballspielers, dessen Ablösesumme sich dann erhöht, wenn er in der kommenden Saison für seinen neuen Verein besonders viele Tore schießt.
Was Adidas am Ende des Tages für die schon lange ungeliebte Tochter erhält, ist also auch davon abhängig, wie die sich unter ihrem neuen Besitzer schlägt. Etwa drei Viertel der 2,1 Milliarden Euro könne Adidas fix verbuchen, sagt eine mit den Vorgängen vertraute Person. Der Konzern selbst schweigt dazu. Nimmt man dazu noch die 400 Millionen Euro, die Adidas aus dem früheren Weiterverkauf der einst zum Reebok-Erwerb zählenden Marken Rockport, CCM Hockey und Greg Norman erzielt hat, beträgt der Verlust aus der Reebok-Transaktion unter dem Strich im schlimmsten Fall deutlich über eine Milliarde Euro, im besten immer noch 900 Millionen Euro. Weil Reebok in der Bilanz von Adidas in den vergangenen Jahren schon auf 757 Millionen Euro abgewertet wurde, sorgt der jetzige Verkauf zumindest nicht mehr für einen Buchverlust.
Den Verkaufserlös will Rorsted seinen Aktionären zugutekommen lassen entweder als Sonderdividende oder in Form eines Aktienrückkaufs. Das darf man als entschuldigende Geste werten. Denn die Wachstumsstärke und Profitabilität der fränkischen Muttermarke mit den drei Streifen hat Reebok nie erreicht.
Anfang 2022 erwarten Adidas und ABG den Vollzug der Transaktion. Wie genau Reebok weitergeführt wird, bleibt vage. „Es ist eine Ehre, mit der Fortführung des Erbes von Reebok betraut zu werden“, sagt ABG-Chef Jamie Salter. Die Zentrale des Neuerwerbs soll in Boston bleiben. ABG deutet auch an, mit dem Reebok-Management weitermachen zu wollen.
T. MAGENHEIM-HÖRMANN