Bahn-Vorstand verzichtet auf Boni

von Redaktion

Berlin – Für Fahrgäste der Deutschen Bahn ist nach dem Ausstand der Lokführergewerkschaft GDL die Streikgefahr nicht gebannt. GDL-Chef Claus Weselsky stellte weitere Arbeitskämpfe in Aussicht, sollte die Bahn kein verbessertes Tarifangebot vorlegen. Vorerst aber fährt die Bahn nach Plan. Der zweite Streik in diesem Monat ging in der Nacht zu Mittwoch zu Ende. Unterdessen kündigte der Bahn-Vorstand an, wegen der schwierigen Finanzlage auf seine Boni zu verzichten.

„Der Bahnverkehr ist nach Ende des GDL-Streiks weitgehend normal gestartet“, teilte die Bahn mit. „Die Bahnhöfe füllen sich, die Züge füllen sich.“ Im Fern- und im Regionalverkehr sowie bei den S-Bahnen sollte wieder das komplette Fahrplanangebot gelten.

Die Bewertungen des Streiks gingen auseinander. „Die GDL-Spitze hat auch beim zweiten Streik ihr eigentliches Streikziel nicht erreicht, nämlich ihren Einflussbereich auszudehnen“, sagte ein Bahn-Sprecher. In der Instandhaltung, in Werkstätten und Infrastrukturbetrieben hätten nur sehr wenige Beschäftigte die Arbeit niederlegt. Nach Zahlen der Bahn hatten sich insgesamt knapp 8500 Beschäftigte an dem Ausstand beteiligt. Die GDL sprach von mehr als 10 000 Streikenden während des gesamten Zeitraums.

In jedem Fall reichte die Zahl aus, um rund 70 Prozent des Fern- sowie 60 Prozent des Regionalverkehrs in Deutschland lahmzulegen. Im Osten fielen nach Bahn-Angaben sogar mehr als 80 Prozent der Züge aus. Die GDL drohte mit weiteren Streiks: „Der Stillstand bei der Angebotsverbesserung führte bereits zwei Mal zum Stillstand der Züge in Deutschland und wird es weiterhin tun“, teilte die Gewerkschaft mit.

Die Topmanager kommen mit ihrem Bonus-Verzicht einer Forderung des Bundestagshaushaltsausschusses nach. Die Parlamentarier hatten den Verzicht im Gegenzug für geplante Milliardenhilfen für die Bahn verlangt. Auch für 2020 hatte es einen solchen Verzicht gegeben.

Der Konzernvorstand will sich auch bei rund 70 Vorstandsmitgliedern mehrerer Bahn-Tochtergesellschaften für einen Boni-Verzicht einsetzen. Zugleich bekräftigte der Vorstand, dass die variable Vergütungsmethodik überarbeitet werden müsse.

Rund 18 000 Beschäftigte der Bahn erhalten variable Vergütungsbestandteile wie Jahresabschlussleistungen und Erfolgsbeteiligungen – nicht nur Top-Manager. EVG-Chef Klaus-Dieter Hommel nannte den Boni-Verzicht des Konzernvorstands einen Schritt in die richtige Richtung. „Das gesamte System der variablen und leistungsabhängigen Bezahlung muss gründlich überarbeitet werden.“  dpa, mm

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